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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Kisa, Anton Carel: Baldassare d´Anna
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0212

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Baldassare d’Anna.
Von Dr. A. Kisa.
Der Künstler dieses Namens aus der Barockzeit Venedigs hat nur wenige
Spuren seiner Thätigkeit hinterlassen. Ueber seine äusseren Lebensumstände
sind wir vollkommen im Dunkeln. Uebereinstimmend lassen ihn jedoch die
venezianischen Topographen einer flandrischen Familie entstammen. Diese
Familie ist wohl identisch mit dem reichen Kaufmannsgeschlechte der Ana
oder Danna, welches sich in Venedig niedergelassen hatte und durch regen
Kunstsinn hervorragte. Ein Martino d’Anna war es, der Pordenone aus dem
Friaulischen nach Venedig berief und ihm die Decoration der Fassade seines
Palastes am grossen Canale, bei S. Benedetto, übertrug. Diese Fresken, welche
von den Zeitgenossen dem Besten angereiht wurden, was Pordenone geschaffen,
sind nun untergegangen und waren bereits im 17. Jahrhundert zur Hälfte zer-
stört. Vasari *) weiss nur zwei Darstellungen aus der Fassadendecoration zu
nennen, die sich in den Zwischenfeldern der Fenster des Hauptgeschosses be-
fanden, und Bidolfi* 2) sagt ausdrücklich, dass die beiden anderen der Serie durch
den Nordwind zerstört seien. Er selbst sah noch den schwebenden Mercur
mit Herse, dann Q. Curtius, sich zu Pferde in den Abgrund stürzend, ein
Werk, das wegen seiner Zeichnung und zwar besonders wegen der Verkürzung
des Pferdeleibes viel bewundert wurde. Unter dem Laubengange war aber
damals noch ein Baub der Proserpina sichtbar, der gleichfalls von der Hand
Pordenone’s herrührte. Selbst Michelangelo soll bei seiner Anwesenheit in
Venedig voll Lobes über diese Fresken gewesen sein und die Fassade durch ein
Werk seiner Hand bereichert haben 3).
Vasari4) nennt ferner einen Messer Giovanni Danna, einen flandrischen
Kaufherrn und Edelmann, der Tizian’s Gevatter (compare) war. Letzterer malte'
D Ed. Lemonnier IX., s. Pordenone p. 36.
2) Meraviglie dell’ arte. Venezia 1648.
3) »Diecesi ancora, ehe il famoso Michelangelo tratto dalla fama di si nobile
fattica se ne passö a Venezia ove vide in effetto, ehe Ja fama non era stata men-
zognera, ne vanamente haveva decantate le lodi dell’ autore e nel capitello posto
nell’ angelo della medesima casa colori l’Annunziata, la quäle effendosi guasta,
fü ritocca da Matteo Ingoli, giä non molto tempo.« Ridolfi, I. 102 ff.
4) Ibid. XIII, p. 20, s. Tizian.
 
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