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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Klemm, Alfred: Aberlin Tretsch, Herzog Christophs von Württemberg Baumeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0046

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Alfred Klemm:

vorbehalten, an der Stelle dieser wohl theilweise vereinzelt stehenden Bauten
unter Hinzunahme des Raums mehrerer Privatgebäude auf der Südseite einen
einheitlichen, an den zeitgemäss umgewandelten alten Hauptbau anschliessenden
Bau, dem dann eben von da an der Titel Schloss beigelegt ward, herzustellen.
Es geschah dies im Wesentlichen in den Jahren 1553 — 70, wie eine früher
bei der Wappentafel über dem westlichen Thor angebrachte, später durch ein
Fenster verdrängte Inschrift (Sattler, Histor. Beschreib, d. Herz. Würt. 1752,
S. 36) bezeugte: Posteritati sacrum . Illustrissimus Dux Christophorus, Annae
Mariae (Electoris Georgii Marchionis Brandenburgici Filiae) maritus praesens
hoc castellum anno gratiae LIII supra MD primis ex fundamentis extruens
postremam operi manum imposuit 1570. »Den Nachkommen geweiht. Der
Durchlauchtigste Herzog Christoph, Gemahl der Anna Maria, einer Tochter des
Churfürsten Georg, Markgrafen von Brandenburg, hat dieses Schloss im Jahr
der Gnade 1553 von Grund auf neu begonnen und 1570 die letzte Hand ans
Werk gelegt«. (Der Herzog war übrigens schon 1568 gestorben.) Erreicht
wurde der Zweck dadurch, dass an den alten, nunmehr zum südöstlichen Haupt-
flügel werdenden Bau drei weitere Flügel, in der Hauptrichtung gegen Süden,
Westen und Norden gestellt, angeschlossen wurden mit einem geräumigen
Hof dazwischen, in welchem der alte Brunnen wieder seine Stelle fand. Drei-
stöckig wie der Hauptbau aufgeführt, bilden diese drei steinernen Flügel ein
einheitliches, nur an der Stelle des westlichen Thoreingangs, der von einer
Altane in Höhe nur des ersten Stockes überbrückt ist, in seinem Zusammenhang
unterbrochenes Ganzes, dessen Zusammengehörigkeit ihren sichtbarsten Aus-
druck findet in den drei gegen den Hof hinein angebrachten Säulengängen
übereinander, die hier zugleich der wuchtigen Masse, als welche das feste
Schloss gegen aussen hin imponirend wirkt, mit ihren kräftigen kannelirten
Säulen korinthisirender Art, mit ihren schön durchbrochenen bandartigen
Geländern, mit ihren flach gehaltenen Bogenstellungen Leben und Bewegung
und Reiz verleihen. Der letztere Zweck wird noch gefördert durch zwei in
den beiden Ecken des neuen Baues eingeschaltete Treppenthürme mit trefflich
ausgeführten Wendeltreppen, die zugleich eine bequeme Verbindung zwischen
allen Stockwerken und Theilen vermitteln helfen.
Wem aber gebührt die Ehre, diesen würdigen Bau, ein so schönes
Denkmal der besten Renaissance, nach Lübke’s Urtheil eine der hervorragend-
sten Schöpfungen der deutschen Renaissance, erdacht und geschaffen zu haben?
Der bisher geltende Bericht lautet: »1553 wurde Jochum Meyer, Werkmeister
von Kirchheim, und Peter Busch, Werkmeister von Schorndorf, mit den Vor-
arbeiten zu dem Bau beauftragt, Meister Blasius Berwart fertigt den Kosten-
voranschlag aus.« Man wird dadurch zu der Meinung geführt, diesen Männern
käme die Planung des Baues zu. Allein was finden wir weiterhin? Peter
Busch erscheint in Stuttgart gar nicht mehr, sondern nur noch zu Schorn-
dorf als gewöhnlicher Steinmetzmeister. Blasius Berwart ist am Bau thätig,
aber unter Oberleitung von Aberlin Tretsch. Nur Meister (Jochum, Jochim,
Joachim) Meyer (Maier) erscheint später wieder in wirklich oberleitender Stel-
lung neben Tretsch , wie er, 1558 Baumeister titulirt; er hat 1554 auf des
 
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