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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Volckmann, Erwin: Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restauration, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0090
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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,

»Edle Venetianerin« und Giorgione’s Selbstporträt nach den Münchener Ori-
ginalen, Tizian’s »Herzogin Leonore von Urbino« gen. la Bella di Tiziano aus
dem Pal. Pitti, und ein »Venetianischer Edler«, ebenfalls aus München. Hieran
schliessen sich noch drei weitere wohlgelungene Copien: Christofano Allori’s
berühmte »Judith« im Pal. Pitti, ein »Brustbild der Sibylla« von Guercino
aus der Tribuna in Florenz, und Massimo Stanzioni’s (1585—1656) bedeu-
tendstes Werk »Die heilige Agathe« in S. Martino zu Neapel. Sehr interessant
und ein Gegenstück zu den Schöpfungen der alten Italiener ist eine »Edle
Römerin« von Anselm Feuerbach. In diesem Bilde erkennt man deutlich eine
Frucht seines Studiums der mittelitalienischen Malerei, dem er sich vom Ende
der fünfziger bis Anfang der sechziger Jahre hingab. Eine massvolle Schön-
heit, ein weicher, fast melancholischer Ausdruck charakterisiren auch hier
wieder diesen grossen deutschen Historienmaler. Noch bleibt auf dieser Wand-
fläche ein Gemälde zu erwähnen übrig. Es ist dies eine Wiederholung von
Leonardo da Vinci’s »Mona Lisa«; das Verzeichniss bezeichnet es als »Original-
gemälde«. Wie alle bedeutenden Kunstwerke hat auch dieses Bild seine Ge-
schichte, deren Kenntniss wir der Freundlichkeit des Herrn von Bujak-Ramberg,
des Neffen des Herrn von Farenheid, verdanken. Es wurde vor langen Jahren
in Italien von einem Gliede des gräflich Schwerin’schen Geschlechtes an-
gekauft und blieb im Besitz dieser Familie, bis es in die Hände der Freiherrn
von Romberg auf Schloss Gerdanen kam. Nach dem Verkauf dieser Herr-
schaft sollte auch dieses Bild veräussert werden, und nun gelang es Herrn
von Farenheid, durch Vermittelung der Berliner Kunsthandlung Amsler und
Ruthardt dasselbe für seine Galerie zu erwerben. — Wir wenden uns von
diesem Bilde nach der Wand zur Linken. Da zieht zuerst ein grosses Frauen-
porträt von der Hand Gottfried von Kneller’s (Kniller) unsere Aufmerksamkeit
auf sich. Es ist ein Bildniss der Henriette Maria, der Gemahlin König Karl I.
von England. Die Anordnung des Ganzen ist van Dyck’s würdig, nach dem
sich ja auch der Künstler hauptsächlich bildete, während das Golorit dem Tin-
toretto’s ähnelt, dessen Werke Kniller während seines Aufenthaltes in Italien
mit Vorliebe studirte. Den Mittelpunkt einer Anzahl kleinerer Bilder, auf die
wir sogleich eingehen, bildet eine herrliche Copie von Tizian’s »Maria Mag-
dalena«, diesem wunderbar schönen Bilde in der Galerie des Pal. Pitti von
Hollaender in Florenz. Hierum gruppiren sich die folgenden Gemälde. Zuerst
vier Pendants von Francesco Trevisano (1656—1746), dem Schüler Maratta’s,
die als »Mathematik«, »Astronomie«, »Musik« und »Wachsamkeit« im Ver-
zeichniss bezeichnet sind. Diese Darstellungen haben wohl mit mehreren
anderen zusammen einen Gyklus von Gemälden gebildet und zur Ausstattung
eines Saales gedient. Es sind interessante Bilder aus der Zeit des Verfalles
der italienischen Malerei. Eine ähnliche Behandlung zeigt sich in einem »Ge-
nius des Ruhmes« von Sebastiano Gonca (1746). Als Originalgemälde seien
noch genannt: die »Heilige Agnes« von Bronzino, in Florenz gekauft, eine
»Schlüsselübergabe« von Gandolfi und mehrere kleine Bildchen von unbekannten
Meistern der Bologneser Schule des siebzehnten Jahrhunderts. Von Copien
haben wir noch nachträglich zu erwähnen: zwei Bildnisse Raphael’s, das eine
 
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