Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

DOI Artikel:
Volckmann, Erwin: Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restauration, neue Funde
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0089

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde.

75

Schönheitssinn und in seinem hellen, fast durchsichtigen Tone ausgeführt. —
Es folgen mehrere Copien, eine »Maria« von Sassoferrato aus den Uffizien,
Guido Reni’s »St. Michael, den Satan stürzend« von den Kapuzinern in Rom,
und eine »Maria mit dem Kinde« von Ronifacio Veneziano in Modena. Hieran
reihen sich zwei vortreffliche Originalgemälde. Das eine ein Porträt Cosimo
des Ersten von Agnolo Rronzino. Es stellt den Herzog im reiferen Mannes-
alter dar, ein Gegenstück zu des Meisters Bild in der gräflich Raczynski’schen
Sammlung und zu dem des Vasari in der Berliner Galerie und dessen Wieder-
holungen, sämmtlich Jugendbildnisse des Herzogs. — Das zweite ist ein
»S. Sebastian« von Guiseppe de Ribera, ein von dem Künstler häufig dar-
gestellter Stoff (Neapel, Berlin etc.). Das Bild wirkt durch sein Helldunkel,
dem sich etwas Düster-Unheimliches in Caravaggio’s Weise nicht ganz ab-
sprechen lässt, dennoch äusserst vortheilhaft. Den Beschluss machen die
Copien von Giorgione’s »Johanniterritter« nach dem Original in München,
Correggio’s »Schweisstuch der heiligen Veronika« in der Berliner Galerie, nach
deren neuestem Katalog der späteren mailändischen Schule zuerkannt, Viti’s
Brustbild der Maria Magdalena, aus dessen um 1508 gemalten, in der Pina-
kothek zu Bologna befindlichem Gemälde »Maria Magdalena betend vor ihrer
Höhle stehend«, dann Raphael’s »Christus in der Glorie«, und Lorenzo Gredi’s
»Porträt eines Jünglings« aus den Uffizien zu Florenz.
Wir betreten nun das letzte Zimmer der Sammlung, das gegen vierzig
Gemälde, zum grösseren Theil Originale, enthält und im Schlosse das »Europa-
Zimmer« genannt wird. Gleich links vom Eingänge erblicken wir nämlich
ein Gemälde von überaus prächtiger Wirkung, »Jupiter entführt in Gestalt
eines Stieres die Europa« von Luca Giordano. Dieses Originalgemälde, das
ebenfalls der Sammlung im Palazzo Manfrini zu Venedig entstammt, bezeugt
durch seine leuchtende Färbung deutlich die Eindrücke, die dieser letzte be-
deutende Meister der neapolitanischen Schule durch das Studium der grossen
Venetianer, besonders durch das Veronese’s und Tintoretto’s, in sich aufnahm.
Um dieses Gemälde gruppiren sich die anderen; zuerst nennen wir einige
Repräsentanten der Bologneser Schule. Elisabetta Sirani ist wiederum mit
zwei kleinen Bildchen vertreten, ein niedliches »Kinderköpfchen« und »Der
junge Graf Banucci als Amor«, ferner ein »Kleiner Frauenkopf« von Gaetano
Gandolfi, eine »Heilige Familie« Simone da Pesaro’s, von grosser Farbenfrische
in der ersten Manier seines Lehrers Guido Reni; von diesem selbst finden
wir eine ganz vortreffliche »Kreuzigung Petri«, ebenfalls Original, eine »Diana
im Bade«, ein kleines Bildchen von der Hand eines unbekannten Bolognesen,
und einen »Eremit« von Guercino. Aus der römischen Schule ist eine inter-
essante und gut durchgeführte »Betende Maria« von Sassoferrato, wie ein
Porträt eines Herzogs von Urbino, wohl das Guidobaldo 11., von Federigo
Baroccio (1528—1612) zu erwähnen; endlich noch zwei »Heilige Familien«
von mailändischen Meistern, die eine ein Werk des Gerano (1577—1633), die
andere von Parmiganino, beide gule Originale. — Die Wand den Fenstern
gegenüber zeigt zumeist gute Copien nach berühmten Meistern. Da ist Palma’s
»Bild seiner Tochter«, die sogen. Schiava aus dem Pal. Barberini, Bordone’s
 
Annotationen