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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Volckmann, Erwin: Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restauration, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0088

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,

Da ist vor Allen ein riesiger Guido Reni aus des Meisters guter Zeit »Der
musikalische Streit des Apollon mit Pan«. Apollon spielt die Kithara, Pan
die Hirtenflöte, während König Midas und der schilfbekränzte Flussgott Tmolos
als Schiedsrichter fungiren. Das Bild entstammt der Sammlung des Pal. Man-
frini. Zu beiden Seiten hängen treffliche Copien, rechts, als eine ganz neue
(diesjährige) Erwerbung, von Hollaender in Florenz, Palma’s wunderbar schönes
Altarbild »Die heilige Barbara« aus S. Maria Formosa zu Venedig, links »Die
Himmelfahrt Mariä« von Murillo nach dem Original zu Sevilla von Hildebrandt.
Darunter ein etwas kaltes Bild der Bologneser Schule »Der Leichnam Christi
von Engeln beweint« von Cavedone (1577—1660). Gegenüber sehen wir ein
in Golorit wie in Zeichnung gleich vortreffliches »Ecce homo« von dem Flo-
rentiner Gigoli, eine »Heilige Familie« von Sodoma und die Copie der »Flora«
von Graf, und Raphael’s »Fornarina« ; ferner einen »Betenden Mönch«, einen
echten Domenichino, der sich dem oben erwähnten »Joseph mit dem Kinde«
würdig zur Seite stellt. Dann sei noch erwähnt ein kleines, auf Kupfer ge-
maltes Bildchen »Maria mit dem Kinde« von Guercino, die in einem niedlichen
gravirten und ciselirten Originalrähmchen sich durch Tiefe und Klarheit der
Farbe angenehm auszeichnet. Beim Verlassen des Salons streift unser Blick
noch zwei zierliche Bildchen »Musizirende Engel« von Schraudorff und ein
über der Thür befindliches Blumenstück des Antonio Barbieri, dann wenden
wir uns, das »graue Zimmer« durchschreitend, rechts über den Vorraum zum
Antikensaal, um den zweiten Theil der Sammlung zu betrachten. — Schon
von Weitem sehen wir, von hellem, durch die seitlichen Fenster einfallendem
Lichte prachtvoll beleuchtet, Tizian’s »Venetianische Frauen Opfer bringend«
nach dem Original der Dresdener Galerie, und etwas weiter rechts das Brust-
bild des Erzengels Michael nach Raphael. Auf der den Fenstern gegenüber
liegenden Wand macht ein Original von der Hand des Andrea Mantegna
(1431—1506) den Anfang. Es ist ein Bildniss der Isabella Gonzaga, Fürstin
von Mantua, das, allerdings nicht ganz ohne Härte, im Porträtfache wohl
eines der besten Werke des Meisters ist. Die Entstehungszeit des Bildes dürfte
in die sechziger Jahre des 15. Jahrhunderts zu setzen sein, in welcher Zeit
Mantegna im Castello di Corte zu Mantua im Dienste Lodovico Gonzaga’s
thätig war. Unter diesem Original hängt ein zweites, ein »Christus von einem
Engel im Grabe gehalten« von Paolo Veronese, ein Bild, das durch seine
klare, leuchtende Farbengluth ganz dieses grossen Coloristen würdig ist. Es
folgt eine schöne Copie von Tizian’s berühmtem Gemälde »Amor sacro ed
Amor profano« im Palazzo Borghese, das, 1503 gemalt, wesentlich den Ein-
fluss Palma’s erkennen lässt. Ferner »Die Vermählung der heil. Katharina
mit dem Christuskinde in Gegenwart der Maria und Heiliger« von Parmi-
gianino, dann Francia’s »Heiliger Stephanus« nach seinem Jugendwerk im
Pal. Borghese, und Perugino’s »Maria Magdalena« aus dem Pal. Pitti. —
Die anstossende Wand zeigt zuerst einen »Verkündenden Engel« von Melozzo
da Forli, ein vorzügliches, den Meister ganz charakterisirendes Bild. Der in
Profil dargestellte knieende Engel von grosser Frische und jugendlicher An-
muth in bauschiger rother Gewandung ist ein deutliches Beispiel für Melozzo’s
 
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