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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0092

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Litteraturbericht.

Theorie und Technik der Kunst.
Henry Gros et Charles Henry, L’Encaustique et les autres procedes
de peinture chez les anciens. Histoire et technique. Paris,
J. Rouam, 1884. (Bibi. Internat, de l’Art.)
Ein Künstler, Bildhauer und Maler zugleich, und ein Gelehrter, Biblio-
thekar an der Sorbonne, haben sich vereinigt, um durch Vergleichung der
antiken schriftlichen Zeugnisse und der erhaltenen Reste antiker Malereien
mit eigenen praktischen Versuchen die Räthsel der Enkaustik zu lösen, in
zweiter Linie auch die anderen technischen Malverfahren zu erläutern. Es
kann kein Zweifel sein, dass der Löwenantheil dem Künstler gebührt. Die
gelehrte Seite der Frage hat durch das Buch wenig Förderung erfahren. Die
Geschichte der Temperamalerei im 4. Gapitel ist ganz oberflächlich. Eine be-
merkenswerthe Vorliebe für veraltete Ausgaben der Schriftsteller, für schlecht
bezeugte Lesarten (z. B. Plin. 35, 49 amare: cretulam amare recusant!) für
gewagte oder unmögliche Erklärungen (S. 9 Anm. 2 soll sU 6-ppoli; Ccofpacpeiy
nicht Fresco, sondern Tempera bezeichnen, S. 11 bei Plinius 35, 149 cera
pingere so viel heissen wie in cera pingere, S. 55 poSsv]? »rhodische
Kunst« bedeuten können), starke Missverständnisse (z. B. S. 47 der Schluss
des Epigramms Anth. Pal. 9, 591), gewagte Vermuthungen (S. 94: Plin.
35, 45 minium statt purpurissum), merkwürdige Gitate (wie S. 59: »Callis-
thene le Rhodien, Commentaire sur Athenee, Uv. V«) — alle diese Dinge
geben das unbehagliche Gefühl unsicherer Grundlage. Auch dem Künstler
begegnet einiges Seltsame, wie wenn S. 119 die Gräber in Nola, Paestum,
Ruvo u. s. w. zu den etruskischen gerechnet werden, oder S. 60 der selige
Buffalmacco im Gamposanto zu Pisa seiner Modergruft entsteigt. Sonst
aber bieten die technischen Erörterungen manches Interessante, wenn auch
nicht so viel Neues und Sicheres, wie es zuerst scheinen könnte. Den
Abschnitt über Fresco- und Temperamalerei kann man bei Seite lassen, da er
wenig Neues enthält; für die Frescomalerei sind namentlich Donner’s gründ-
liche Untersuchungen benutzt. Donner hätte auch wohl S. 12 ff. eine Er-
wähnung verdient, da die Ermittelung der Form des cestrum, einschliesslich
der erläuternden Abbildungen, bereits vollständig von ihm gegeben war (bei
 
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