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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0133

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Notizen.

119

(1863) S. 23 ff. und S. 59 ff. Freilich hätten schon Eggers und Haakh zu-
stimmend oder berichtigend auf die Jahreszahl 1777 hin weisen sollen, welche
im Jahr 1856 Wagner in seiner Geschichte der Hohen Karlsschule I, S. 470,
als Schick’s Geburtsjahr vorgebracht hatte. Von dieser Zahl liessen sich aber
auch die nach 1856 erschienenen Kunstgeschichten und Künstler-Lexika nicht
beirren. Nur Riegel sagt in seiner Geschichte der deutschen Kunst seit Carstens
und Gottfried Schadow, I. S. 99: »Schick war, wie man bisher annahm, im
Jahr 1779 oder, wie die Verzeichnisse der Karlsschule angeben, 1777 zu
Stuttgart geboren« und vermuthlich ihm nach setzt Meyer’s Gonversations-
Lexikon hinter 1779 ein (»oder 1777«) bei. Offenbar hat aber Riegel die
»Verzeichnisse der Karlsschule« nicht selbst eingesehen, sondern seine Notiz
nur Wagner entnommen. Wagner jedoch hat die Zahl 1777 wahrscheinlich
nicht in »Verzeichnissen« vorgefunden, sondern aus dem Aufnahmebogen
Schick’s erschlossen, nach welchem dieser am 2. April 1787, 10 Jahre alt,
eingeschrieben wurde. Denn die Aufnahmebögen der Oppidaner (Stadtschüler),
zu welchen Schick gehörte, geben unter der Rubrik »Alter« nicht Geburtstag
und Jahr, sondern nur die zurückgelegten Lebensjahre in Zahlen, z. B. 10. 11.
12. Uebrigens selbst wenn Wagner oder Riegel irgendwo in den Karlsschule-
acten das Jahr 1777 gefunden hätten, müssten wir diese Zahl als einen Irr-
thum, wenn auch als einen officiellen bezeichnen. Das richtige Geburtsjahr
Schick’s ist weder 1779 noch 1777, sondern 1776; dafür haben wir einen
unwiderleglichen Zeugen an den Stuttgarter Kirchen-Registern jener Jahre,
welche uns von 1692—1848 gedruckt vorliegen. Wir haben vergeblich unterm
15. August 1779, 1778 und 1777 einen Christian Gottlieb Schick gesucht,
wohl aber findet er sich mit dem Geburtstage vom 15. und dem Tauftage
vom 16. August im Jahr 1776 als Sohn von Johann Christian Schick, Bürger
und Schneider und der Christina Elisabetha, geb. Stahlin eingetragen. Das
stimmt nun auch ganz gut zu den zehn Jahren des Aufnahme-Bogens der
Karlsschule vom 2. April 1787; denn, war Schick am 15. August 1776 ge-
boren, so hatte er am 15. August 1786 das zehnte Lebensjahr zurückgelegt
und wurde bei der Aufnahme richtig in der auch sonst in diesen Bögen üb-
lichen Weise als zehnjährig bezeichnet.
Drei Jahre sind für den Entwicklungsgang eines Künstlers von keinem
geringen Belang. Es wird künftig bei der Beurtheilung der Werke Schick’s
darauf Rücksicht zu nehmen sein, dass der Schöpfer derselben immer um
drei Jahre älter war, als bisher angenommen wurde. So machte also Schick
beispielsweise die von Eggers (S. 130) erwähnte Landschaftsskizze, die er mit
Nr. 1 pinxit An. 1789 bezeichnete, nicht zehn-, sondern dreizehnjährig; das
Bild seines Vaters ist vermuthlich nicht in seinem 15., sondern in seinem
18. Lebensjahr gemalt; die Pariser Bilder, Eva am Bache und Die Abgesandten
Agamemnon’s vor Achilleus, sind nicht die Arbeiten eines Jünglings von 19
bis 23, sondern eines jungen Mannes von 22 bis 25 Jahren und so weiter.
Es fällt alles weg, was man sich von einer überraschend frühen Entfaltung
seines Talentes eingebildet hatte und wenn seine Biographen bisher den
tragisch vorzeitigen Hingang des Dreiunddreissigjährigen beklagten, so mögen
 
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