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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Frimmel, Theodor von: Carl Andreas Ruthart
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0177

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Carl Andreas Ruthart.

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ein grosses Breitbild (ca. 2 X 1,7) ausgestellt, dessen Composition und Mal-
weise lebhaft an die von Ruthart erinnern. Ein junges Reh wird nach links
gehetzt. Fünf Hunde folgen von rechts her. Ein sechster versucht links zu
dem gejagten Wild emporzuspringen. Zur äussersten Rechten ein Jäger zu
Pferd; des Jägers Gesicht ist vom breiten Hute beschattet. Alles fast lebens-
gross. In der Ferne steile felsige Berge. Sehr breit gemalt.]
Von Ruthart’s Zeichnungen ist heute wenig mehr bekannt. Unter
den grösseren Sammlungen ist es nur die Dresdener, die eine dem Ruthart
zugeschriebene Röthelzeichnung besitzt. Auf dem Blatte sind drei Bären
dargestellt, von denen einer einen Baum zu erklettern beginnt. H. 0,4, Br. 0,18.
Nagler spricht von einer nicht unbedeutenden Anzahl Zeichnungen Ruthart’s,
die sich in deutschen Sammlungen befinden, ohne sie aber zu beschreiben
und ohne bestimmte Aufbewahrungsorte zu nennen. Nur von der signirten
Zeichnung in Leipzig wird ein Mehreres mitgetheilt (s. oben). In holländischen
Sammlungen seien Zeichnungen von Ruthart sehr selten 25).
Merkwürdiger Weise hat sich das einzige Radirwerk Ruthart’s, das
bekannt geworden ist, gerade in einer holländischen Sammlung, im Amster-
damer Kupferstichcabinet erhalten. Die drei hübschen Blätter sind von Nagler
schon im Lexicon erwähnt und in den Monogrammisten (II. 634) beschrieben.
Nagler rechnet sie »zu den geistreichsten Producten dieser Art«. »Sie sind
sehr selten und kostbar«. Die dargestellten Motive sind denen sehr ähnlich,
die wir auf Ruthart’s Gemälden begegnen. Ebenso ist das Monogramm das-
selbe, das sich auf unzweifelhaft echten Bildern Ruthart’s findet, so dass an
der Zuweisung der Blätter an Ruthart nicht gerüttelt werden kann. Die
Gegenstände sind folgende:
1) Ein von zwei Tigern überfallener Hirsch.
2) Der von drei Wölfen angegriffene Hirsch. (In Nagler’s Beschreibung
ist beim dritten Wolf links und rechts verwechselt.)
3) Der von zwei Leoparden überfallene Hirsch.
Dieses Blatt ist von J. H. Tischbein im Gegensinne des Originals
copirt. Die Albertina besitzt diese Gopie. Dort im VI. Bd. Ridinger. Die Gopie
trägt links unten das Monogramm Ruthart’s; daneben: »del«; rechts unten
die Bezeichnung: »J. H. Tischbein Jun. fec.« Auf dieses Blatt dürfte angespielt
sein, wenn wir lesen (in Nagler’s Lexikon), Tischbein hätte nach einer Zeich-
nung von Ruthart gestochen. Ein Blatt von Tischbein nach einer Ruthart-
schen Zeichnung ist mir bisher nicht bekannt geworden.
Als eine höchst wahrscheinlich authentische Ergänzung zu dem in den
Monogrammisten gegebenen Radirwerk möchten zwei seltene Blätter zu be-
trachten sein, die sich im Besitze der Hamburger Kunsthalle befinden. Zwar
tragen sie nicht Ruthart’s Monogramm, schliessen sich aber in jeder Beziehung
so eng an die monograminirten drei Blätter an, dass ihre Zuweisung an den
Meister nicht ungerechtfertigt ist. Etwas Entscheidendes in der Sache liesse

25) Aus der Sammlung Gsell wurde 1872 in Wien eine Studie von Ruthart
versteigert. Vergl. Illustr. Auctionskatalog S. 108.
 
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