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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Lehrs, Max: Ueber die Passion des Meisters E. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0180

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Ueber die Passion des Meisters E S.
Von Max Lehrs.
In dem vielumstrittenen Werk des Meisters E S hat wohl kaum eine
Folge von Stichen zu häufigeren Controversen Anlass gegeben, als die Passions-
folge B. 15 — 26. Der absolute Mangel einer gründlichen, von stylkritischen
Gesichtspunkten ausgehenden Bearbeitung seines Werkes, namentlich aber die
von Bartsch und Passavant aus Bücksichten auf die Bequemlichkeit der Sammler
gewählte Ordnung der Blätter nach dem Gegenstand der Darstellung haben
dem Studium dieses merkwürdigen Künstlers bisher unüberwindliche Hinder-
nisse in den Weg gelegt. Da die Verzeichnisse der beiden vorerwähnten
Ikonographen für die Ordnung der Stiche in allen öffentlichen Kabineten mass-
gebend waren, konnte es nicht ausbleiben, dass mitunter das Heterogenste
nebeneinander zu liegen kam und zeitlich Zusammengehöriges durch einen
Zwischenraum von mehreren Mappen getrennt wurde. Das ohnehin an den
öffentlichen Sammlungen so sehr erschwerte vergleichende Studium —
nebenbei bemerkt, das einzig fruchtbare — wurde auf diese Weise zur Un-
möglichkeit, denn selbst die denkbar liberalste Verwaltung eines Kupferstich-
kabinets konnte dem Besucher doch nicht die Umordnung eines ganzen Werkes
für seine Studienzwecke gestatten, von den älteren Kabineten, wo die ein-
malige Anordnung in Klebebänden überhaupt unveränderlich ist, ganz zu ge-
schweigen.
Die natürliche Folge dieses leidigen Zustandes war denn auch, dass schon
Passavant in vielen Fällen zweifelhaft wurde, ob man zwei in Zeichnung und
Technik so grundverschiedene Blätter, wie sie der Peintre-Graveur von Bartsch
häufig nebeneinander aufführte, einem ein zig en Künstler zuschreiben dürfe;
— die zweite Folge, dass einige Autoren, welche gewöhnt waren, jeden Stich
für sich, und nicht die Dinge im Zusammenhang zu betrachten und zu prüfen,
die Superiorität ihrer kritischen Beobachtungsgabe über derjenigen des alten
Adam Bartsch dadurch an den Tag zu legen glaubten, dass sie dem Meister
E S ein Blatt nach dem anderen absprachen. Frenzei wurde seinerzeit, als
er das Werk des E S in Naumann’s Archiv (Bd. I. p. 15.) auf 200 Blatt
brachte, von Nagler verhöhnt, und doch kann ihm trotz aller Mängel seiner
 
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