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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Lehrs, Max: Ueber die Passion des Meisters E. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0181

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Max Lehrs: Ueber die Passion des Meisters E S.

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Arbeit ein richtiges Gefühl für das Gharacteristische und Typische im Werk
des Meisters nicht abgesprochen werden.2)
Die günstige Gelegenheit einer chronologischen Ordnung des E S-
Werkes und namentlich einer Untersuchung der Wasserzeichen, welche dem
Verfasser die Neu-Montirung der reichen Sammlung in Dresden bot, hat dem-
selben im Verein mit der Möglichkeit die E S-Stiche anderer Sammlungen mit
Reproductionen der 117 Dresdener Stiche zu vergleichen, das beachtenswerthe
Resultat ergeben, dass man durch Abstreichen einzelner Blätter der Wahr-
heit nicht näher kommt, sondern dass das wirkliche Werk des Künstlers
weit mehr Stiche umfasst, als bisher angenommen wurde. Verfasser kennt
aus eigener Anschauung etwa 280, ist aber überzeugt, dass das ganze Werk
mindestens 400 Blatt umfasst hat, wenn man die beiden Kartenspiele, von
denen nur wenige Blätter erhalten sind, complett rechnet und die vielen
Gopien in Betracht zieht, die Israhel van Meckenen und einige anonyme Go-
pisten offenbar nach verschollenen Originalen des Meisters gefertigt haben.
Eine eigentliche Schule hat der Meister E S unter den anonymen Stechern
nicht gebildet. Dass er auf Schongauer, den Meister von Zwolle und Israhel
van Meckenen mächtig einwirkte, ist bekannt, aber von den anonymen Ar-
beiten, welche Passavant unter dem Gattungsnamen seiner Schule beschreibt,
gehören die guten gewöhnlich dem Meister selbst an, die schlechten mögen
von Gesellen seiner Werkstatt herrühren und erweisen sich grösstentheils als
kümmerliche Copien nach den Originalen des Meisters.
Die vorstehenden mehr allgemeinen Bemerkungen glaubte ich zum Ver-
ständniss der kleinen Richtigstellung, welche den eigentlichen Gegenstand
dieser Studie bildet, hinzufügen zu müssen.
Unter den 74 von ihm auf Grund von Autopsie beschriebenen Blättern —
die übrigen citirt er nach anderen Autoren — sind nur 8 nicht vom Meister E S
gestochen, nämlich :
Nr. 4. Anbetung der Könige P. II. 52. 126. und
Nr. 17. Ausgiessung des h. Geistes P. II. 53. 135. Beide von derselben Hand
gehören meines Erachtens einem Schüler an.
Nr. 25 und 26. Philippus und Bartholomaeus aus der Apostelfolge B. X. 17.
15—27 sind von einem Anonymus, der dem Meister der Liebesgärten näher steht
als dem E S.
Nr. 45. St. Georg P. II. 71. 3. ist vom Meister der Spielkarten und wird
bereits von Frenzei mit Recht für wahrscheinlich älter als die Stiche des E S gehalten.
Nr. 47. Der Buchstabe jr aus dem Figuren-Alphabet ist der einzige der
ganzen Folge, welcher nicht vom Meister E S selbst, sondern nur von einem Schüler
gestochen ist.
Nr. 69. Zwei ringende Männer B. X. 61. 1. P. II. 278. 13. rührt wahrschein-
lich von einem unbekannten niederländischen Stecher her, den Passavant mit dem
Meister der Boccaccio-Illustrationen identificirt.
Nr. 73. St. Judas Thaddeus B. VI. 297. 33. (dort irrig für Simon gehalten,
da der I. Et. in der Albertina noch keinen Namen trägt) ist von Israhel van Meckenen
gestochen und nicht, wie Passavant (II. 193. 33.) irrig angiebt, eine gegenseitige
Copie nach dem Stich des Meisters E S. B. 59.
 
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