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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Kisa, Anton Carel: Baldassare d´Anna
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0217
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Baldassare d’Anna.

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Corona, Baidissera de Anna und Jacopo Palma geschmückt gewesen sei.
Moschini (1815) erwähnt nur ein Eccehomo im Ateneo, ebenso Quadri, huit
jour ä Venise 1852.
Dagegen hat sich ein Gemälde, welches Boschini (Sest. di Castello p. 30),
Zucchini (II. 303), Moschini (I. 193), Quadri (p. 321) und Pinchart erwähnen,
gegenwärtig noch erhalten. Es ist das grosse Gemälde der Sklavenbefreiung
im linken Seitenschiffe von Sta. Maria Formosa, gestiftet von der durch Papst
Paul V. bestätigten Brüderschaft zur Sammlung von Almosen für die Befreiung
von christlichen Sklaven. Links thront in vollem Ornate, umgeben von Car-
dinälen, der Papst und überreicht einem vor ihm knieenden Edlen die Bestä-
tigungsurkunde. Den Vordergrund links füllen Ritter und Vornehme in der
Zeittracht. Im Hintergründe rechts öffnet sich das Gemach und auf Wolken
thronend erscheint hier in freier Landschaft die Dreifaltigkeit. In der Mitte
des Vordergrundes ruht eine malerische Gruppe halbnackter kräftiger Sklaven.
Die rechte Seite füllen andere Sklavengruppen und —- von dem hier in das
Bild einschneidenden Kanzeldache theilweise zerstört — zwei Männer in tür-
kischer Tracht, denen ein Venezianer das Lösegeld reicht. Signirt ist das
Bild rechts: Martin Macharin Guar. 1619. — Links: Baidissera de Ana p. —.
Es ist ein breit gemaltes Decorationsbild von kräftiger Färbung, zeugend von
grosser Routine; die Gruppenbildung ist sehr geschickt, die Zeichnung correct,
Köpfe und Hände jedoch sehr oberflächlich behandelt und ohne individuelles
Gepräge. Die sorglose Technik, sowie die wenig respectvolle Behandlung von
Seite späterer Generationen lassen das Gemälde jetzt sehr schadhaft erscheinen.
Äusser dem genannten hat sich jedoch noch ausserhalb Venedigs ein
ganzer Gyclus von Bildern Baldassare’s erhalten, der schon sehr frühe über
die Alpen gekommen zu sein scheint, da ihn auch die ältesten venezianischen
Topographen nicht erwähnen. Es sind dies acht grosse Altarbilder mit Scenen
aus dem Leben Mariä, die sich in der Jesuitenkirche zu Brünn befinden. Wie
und wann sie dahin gekommen, darüber fehlt es an Nachrichten. Sie zeigen
uns den Künstler in seinem vollen Können mit all seinen Vorzügen und
Mängeln. Manche sind mit zartester Sorgfalt ausgeführt und unverkennbar
unter dem Einflüsse grosser Vorbilder, Paul Veronese’s und Tintoretto’s, ent-
standen, andere wiederum sind schablonenhaft componirt und flüchtiger ge-
arbeitet.
Der Gyclus beginnt mit dem ersten Seitenaltare im linken Seitenschiffe.
Das erste Gemälde stellt die Geburt Mariens dar. Im Vordergründe zur Rechten
knieen zwei Frauengestalten, im Begriffe das neugeborene Kind zu baden; be-
sonders die im Profile gesehene ältere ist von grosser Schönheit. Die Haar-
behandlung erinnert hier, wie in den übrigen, unverkennbar an Paul Veronese.
Links ist eine Dienerin mit dem Aufwickeln der Wäsche beschäftigt. Im
Hintergründe das von Engeln umschwebte Wochenbett. Das zweite Bild zeigt
uns Mariens Tempelgang. Das etwa 12jährige Mädchen, dessen welliges Gold-
haar in einen Knoten geschürzt ist, tritt die Stufen des Tempels hinan, an
dessen Eingang sie der Hohepriester, eine würdige, echt venezianische Gestalt,
mit zweien seiner Begleiter empfängt. Unten links warten Mariens Eltern,
 
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