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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Wastler, Josef: Die bronzene Brunnenlaube im Hofe des Landhauses zu Graz
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0220
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190

Josef Wastler:

Nachdem E. g. vnd Dr. Jüngsthin diese Bestöllung wegen dess Newen
Prunn in dero Landhauss vmb dass Pfundt gemachte Arbeith 18 kr. Bey vnss
gethan Vnd auch alss Paldt 300 fl. darauf genedig geben lassen, haben wir
nun Gottlob denselben Beraith Also verferttigt, dass E. g. vnd Dr. verhoffent-
lich daran genedig wolzufriden sein werden, Vnd weihen dann die ganze Ar-
beith lauth dess Herrn Pauschreibers Schein auf der waag 28 Ct. 68 Pfd.
gehalten, vnd in gelt Sumariter 860 fl. 24 kr. Bringen thuet, Pitten E. g. vnd
Dr. wir gehorsamblich, die geruhen vnss die völlige Bezallung auf die vor
empfangenen 300 fl. genedig zuuerordnen. Ferner Pitten E. g. vnd Dr. wier
auch gehorsamblich, nachdem der Prun hat Thails muessen gemalt werden,
haben wier mit Andre Seyrl Maller (in) Beysein Heren Zeugwarth Gasparn
Khemrer wegen Mallung dess Prun Bichtig Beschlossen, 15 fl. R. E. g. vnd
Dr. wollen auch dise genedige Verordnung thun, dass gedachten Maller An-
geregte 15 fl. Bezalt werden, E. g. vnd Dr. vnss hiemit vndthenig gehor-
samblich Be.felchendt

E. g. vnd Dr.

vndthenige gehorsambe
Marx Wening vnd Thomas
Auer Beede Giesser alhie.«



Das Document ist mit anstehenden Petschaften gesiegelt.
Daraus ersehen wir zunächst, dass der Brunnen 860 fl. 24 kr. kostete,
was, mit Rücksicht darauf, dass in Graz am Ende des 16. Jahrhunderts der
Gulden ungefähr den zehnfachen’Werth gegen heute repräsentirt, einem gegen-
wärtigen Preis von 8600 fl. entspricht. Ein zweites Factum, das wir der Ur-
kunde entnehmen, und welches unsere besondere Aufmerksamkeit erregt, ist,
dass die bronzene Brunnenlaube theilweise bemalt war.
Es entsteht nun die Frage: Welche Theile waren bemalt? Da der
steinerne Brunnenkranz, aus grobem Kalkstein hergestellt, die Annahme einer
Malerei ausschliesst, so müssen nothwendig Bronzetheile bemalt gewesen
sein, wie auch der Text der Rechnung bestimmt ausdrückt: »Der Prun hat
Theils muessen gemalt werden«. Dass es sich nicht um einen Anstrich, son-
dern um wirkliche Malerei handelt, beweist einerseits das Wort »gemalt«,
anderseits der nicht unbedeutende Preis dafür. Denn da um jene Zeit für
ein Oelporträt von einem ersten Maler ca. 20 fl. gezahlt wurden, so kann mit
15 fl. nur eine wirkliche Malerei, etwa von Figuren und Ornamenten honorirt
worden sein.
Heute, nach 300 Jahren, ist von dieser Malerei allerdings keine Spur
mehr vorhanden; wenn man aber die Formen der Brunnenlaube aufmerksam
betrachtet, so entdeckt man leicht jene Stellen, welche bemalt gewesen sein
dürften. Die Laube ist gebildet von fünf reich gegliederten Gandelabersäulen,
welche auf den, die Ecken der fünfseitigen Steinfassung markirenden Satyr-
Karyatiden ruhen. Ober den Gapitellen der Säulen sitzen Meerjungfern, deren
nach rückwärts aufsteigende Schwänze das Gerippe der fünfseitigen Laube
bilden. Zwischen diesen Meerjungfern, in den Seiten des Fünfeckes, sind je
 
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