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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Wastler, Josef: Die bronzene Brunnenlaube im Hofe des Landhauses zu Graz
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0221

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Die bronzene Brunnenlaube im Hofe des Landhauses zu Graz.

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zwei Delphine angebracht, auf denen nackte Genien reiten * 2). Während nun
alles Andere der Laube rund gebildet ist, sind diese Delphine mit den Genien
einseitig: sie sind aussen plastisch rund, gegen das Innere der Laube aber
flach, und auf diesen flachen Innenseiten denken wir uns die Malerei ange-
bracht, so, dass die in korinthisches Blattwerk endenden Delphine und die darauf
reitenden Genien nach aussen plastisch zur Geltung kommen, innen aber durch
Malerei dargestellt waren.
Wir wissen, dass die Renaissance mit Vorliebe zum Mittel der Farbe
griff. Nicht nur die Holzplafonds, Truhen und Möbel waren zur Erzielung
eines reicheren Farbeneindruckes bemalt, man nahm auch keinen Anstand,
Metalitheile mit Malereien zu bedecken. Man denke an das prächtige Eisen-
gitter am Grabmale des Kaisers Max in der Franciscanerkirche zu Innsbruck,
wo nicht nur die Wappenschilder, sondern auch die Ausläufer der Ornamente:
die Engelgestalten gemalt sind, dessgleichen einzelne Theile des Gitters unter
der Treppe zur Silbercapelle in derselben Kirche, auf welchen nackte männ-
liche Gestalten gemalt sind. Man denke an die gemalten »Fähnlein« auf den
Dächern, an die Malereien an eisernen Rüstungen. Kinkel 3) bringt Auszüge
aus Vasari über Malereien an den Harnischen der Streitrosse, ausgeführt von.
Lazzaro Vasari, der Wappen und Figürchen darauf darstellte, von Francesco
Francia, der für den Herzog von Urbino einige Pferdegeschirre malte, »worauf
er einen grossen Wald abbildete, der in Brand gerathen ist, und aus welchem
eine unendliche Menge Luft- und Landthiere sammt einigen menschlichen Ge-
stalten hervorstürzen.« Das Bemalen von Eisen war demnach stilgerecht;
zum Bemalen der Bronze ist dann nur mehr ein Schritt. Es mag wegen der
Kostbarkeit und Schönheit des Materiales selten vorgekommen sein, dass
es aber vorkam, dafür liefert das Document über unsere Brunnenlaube den
Beweis.
Zum Schlüsse noch einige Bemerkungen. Die Brunnenlaube, welche
nahe an 300 Jahre an ihrem Platze stand, war in der letzten Zeit ziemlich
schadhaft geworden. Das Bronzematerial derselben ist, wie die Untersuchungen
ergaben, durch Beimengung von Eisen ein ziemlich sprödes und die im Laufe
der Zeiten von den nahen Dächern herabgefallenen Dachziegel haben das
dünne Rankenwerk der Laube an vielen Stellen zerbrochen. Die steirische
Landschaft entschloss sich daher im Jahre 1878 zu einer Restauration des
Brunnens, welche von dem Grazer Gelbgiesser Gustav Adolph Fongus
ausgeführt wurde. Bei der Zerlegung der Laube in ihre einzelnen Theile
zeigte sich, dass das dünne Rankenwerk so vielfach abgebrochen war, dass
an eine Wiederaufstellung nicht gedacht werden konnte, und es wurde ein
grosser Theil desselben nach den alten Modellen neu gegossen und demselben
durch künstliche Beizung die mit den alten Theilen harmonirende Patina ge-
geben. Bei der Zerlegung zeigte sich auch, dass die Eisenstangen, welche

3) Dieses Detail abgebildet bei Lübke: »Geschichte der Renaissance in
Deutschland« II. Abth., 2. Aufl., S. 71.
3) Kinkel: »Mosaik zur Kunstgeschichte«, S. 375.
 
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