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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,
Wir stehen erst am Anfänge des Anfanges grundlegender cyprischer
Alterthumsstudien. Viele der allerwichtigsten noch bis heute schwebenden
Fragen sind nur in Gräbern zu lösen, wenn die Ausgrabung von einem tüch-
tigen Fachmann geleitet wird. Gerade Cypern ist da als wichtiges Bindeglied
in der Gulturentwickelung des Alterthums ausserordentlich wichtig. Cypern
vermittelt schon jetzt, Dank meinen letzten Ausgrabungen und
Beobachtungen, in merkwürdiger Weise zwischen Troja und Mykene,
während bisher diese beiden frühen Gulturepochen unvermittelt neben einan-
der dastanden.
Ein anderer grosser Krebsschaden, der an dem kostbaren unersetzlichen
Schatze theils in der Erde, theils über der Erde auf Cypern vorhandener Alter-
thümer frisst, ist das von der Regierung fast nirgends gehinderte Suchen
von Bausteinen in den Ruinen.
Wie oft zuckte der eine oder der andere Inselbeamte die Achseln, wenn
ich darauf aufmerksam machte, dass durch dieses Steinesuchen und Zerstören
der noch in der Erde vergrabenen antiken Mauerlinien das spätere Nachweisen
eines Grundrisses eines antiken Bauwerkes erschwert oder unmöglich gemacht
werde. Ja schlimmer noch! Ich musste 1882 selbst als Forstbeamter nach
dreimaliger Weigerung und Androhung der Dienstentlassung den barbarischen
Befehl ausführen, in den Ruinen von Salamis Bausteine zu brechen, um die
für die Baumpflanzungen gegrabenen Brunnen auszumauern und ein Forsthaus
auf der Akropolis von Salamis und der Hafenburg aufzuführen (sic!). Ich war
1881 nach den Pidiasflussmündungen geschickt worden, um das für An-
pflanzungen geeignete Staatsland auszusuchen und die Entwässerungsfrage der
Sümpfe und Seen zu studiren. Ich wählte zur Bewaldung drei Stücke Landes
aus, eins südlich und zwei nördlich von den Ruinen von Salamis. Meine
Vorschläge wurden angenommen und mir die Ausführung der Arbeiten über-
tragen. Da es aber später plötzlich der Regierung einfiel, das Land südlich
und nördlich von Salamis durch eine weitere Baumpflanzung zu verbinden,
die sich nun über die Ruinen selbst und speciell über den durch Sand zu-
gedeckten Hafentheil der antiken grössten Stadt Gyperns zu erstrecken hatte,
musste ich mit blutendem Herzen auch dieses barbarische Unternehmen
selbst ausführen. Natürlich ging ich erst dann an die Arbeit, nach-
dem ich der Regierung geschrieben, es gäbe wohl noch viel baum-
loses Land, das zu bepflanzen wäre, aber nur eine einzige antike
Stadt Salamis auszugraben. Gerade aber eine rationelle Ausgrabung der
Stadt Salamis musste Dank glücklicher Verhältnisse sich als ausserordentlich
lohnend erweisen, indem, wie die Geschichte überliefert hat, die Stadt mehrfach
von Erdbeben zerstört worden und dann von Flugsand und angeschwemmtem
Meersand auf eine weite Strecke hin zugedeckt worden ist. So liegt heute
über einem Theile der Stadt eine ähnliche schützende Decke von Sand wie in
Pompeji von Asche.
1880/81 hatte man deutscherseits, bevor Pergamon in Angriff genommen
war, die Absicht, auf meinen Vorschlag hin in Salamis auszugraben und es er-
ging an mich die Weisung, einen Bericht auszuarbeiten, in welchem man dar-
Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,
Wir stehen erst am Anfänge des Anfanges grundlegender cyprischer
Alterthumsstudien. Viele der allerwichtigsten noch bis heute schwebenden
Fragen sind nur in Gräbern zu lösen, wenn die Ausgrabung von einem tüch-
tigen Fachmann geleitet wird. Gerade Cypern ist da als wichtiges Bindeglied
in der Gulturentwickelung des Alterthums ausserordentlich wichtig. Cypern
vermittelt schon jetzt, Dank meinen letzten Ausgrabungen und
Beobachtungen, in merkwürdiger Weise zwischen Troja und Mykene,
während bisher diese beiden frühen Gulturepochen unvermittelt neben einan-
der dastanden.
Ein anderer grosser Krebsschaden, der an dem kostbaren unersetzlichen
Schatze theils in der Erde, theils über der Erde auf Cypern vorhandener Alter-
thümer frisst, ist das von der Regierung fast nirgends gehinderte Suchen
von Bausteinen in den Ruinen.
Wie oft zuckte der eine oder der andere Inselbeamte die Achseln, wenn
ich darauf aufmerksam machte, dass durch dieses Steinesuchen und Zerstören
der noch in der Erde vergrabenen antiken Mauerlinien das spätere Nachweisen
eines Grundrisses eines antiken Bauwerkes erschwert oder unmöglich gemacht
werde. Ja schlimmer noch! Ich musste 1882 selbst als Forstbeamter nach
dreimaliger Weigerung und Androhung der Dienstentlassung den barbarischen
Befehl ausführen, in den Ruinen von Salamis Bausteine zu brechen, um die
für die Baumpflanzungen gegrabenen Brunnen auszumauern und ein Forsthaus
auf der Akropolis von Salamis und der Hafenburg aufzuführen (sic!). Ich war
1881 nach den Pidiasflussmündungen geschickt worden, um das für An-
pflanzungen geeignete Staatsland auszusuchen und die Entwässerungsfrage der
Sümpfe und Seen zu studiren. Ich wählte zur Bewaldung drei Stücke Landes
aus, eins südlich und zwei nördlich von den Ruinen von Salamis. Meine
Vorschläge wurden angenommen und mir die Ausführung der Arbeiten über-
tragen. Da es aber später plötzlich der Regierung einfiel, das Land südlich
und nördlich von Salamis durch eine weitere Baumpflanzung zu verbinden,
die sich nun über die Ruinen selbst und speciell über den durch Sand zu-
gedeckten Hafentheil der antiken grössten Stadt Gyperns zu erstrecken hatte,
musste ich mit blutendem Herzen auch dieses barbarische Unternehmen
selbst ausführen. Natürlich ging ich erst dann an die Arbeit, nach-
dem ich der Regierung geschrieben, es gäbe wohl noch viel baum-
loses Land, das zu bepflanzen wäre, aber nur eine einzige antike
Stadt Salamis auszugraben. Gerade aber eine rationelle Ausgrabung der
Stadt Salamis musste Dank glücklicher Verhältnisse sich als ausserordentlich
lohnend erweisen, indem, wie die Geschichte überliefert hat, die Stadt mehrfach
von Erdbeben zerstört worden und dann von Flugsand und angeschwemmtem
Meersand auf eine weite Strecke hin zugedeckt worden ist. So liegt heute
über einem Theile der Stadt eine ähnliche schützende Decke von Sand wie in
Pompeji von Asche.
1880/81 hatte man deutscherseits, bevor Pergamon in Angriff genommen
war, die Absicht, auf meinen Vorschlag hin in Salamis auszugraben und es er-
ging an mich die Weisung, einen Bericht auszuarbeiten, in welchem man dar-