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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0243

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Litteraturbericht.

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lässt die vocabula (= pignora) sanctorum sub columnis mensae unter-
gebracht sein. — Ojetti über eine Künstlerinschrift eines Dominicaners in
der Kirche S. Maria a Gradi bei Viterbo (HOC • OPVS • FEG1T • FRATER •
PASCALIS • ROM • MAG • ORD ■ PRED • A • D • 1286. - De Rossi über
einen in S. Domitilla gef. Cameo mit geflügeltem Eros. — Kraus über das
(seither in der Westd. Zeitschrift 1885 publ.) Diptychon der Abtei S. Maximin
bei Trier; weiter über den Onyx des Codex aureus zu Trier, den er in An-
sehung der Rohheit seiner Ausführung in die Zeit des Theodosius setzt (einige
der Anwesenden möchten ihn weiter hinauf datiren, etwa in das Zeitalter Sep-
tim Severs, anders Wieseler, welcher in den Gött. Gel. Anzeigen 1885 das
Werk auf die constantinische Kaiserfamilie bezieht). — Stevenson über die
cosmatischen Marmorarii. — Marucchi über ein von ihm neuentdecktes
jüdisches Cömeterium an der Via Labicana. — De Rossi über die Ausgra-
bungen in S. Domitilla, wo kürzlich ein noch an seinem Loculus befindliches
Epitaph der vorconstantinischen Zeit mit SECVNDA • ESTO • IN • REFRIGERIO
zu Tage trat.
Von dem Jahrgang 1884)85 liegen bis jetzt drei Hefte (I—III) vor. Sie
enthalten äusser den eben angeführten Rerichten nachstehende Aufsätze
de Rossi’s: über die Gedichte des Damasus, ihre Erhaltung, den Modus der
Unterscheidung echter und unechter Damasischer Epigramme, endlich den
historischen Charakter derselben: selbstverständlich eine für die Kunstarchäo-
logie der Katakomben hochbedeutende Untersuchung (p. 7—31). Nicht minder
interessant sind die Mittheilungen über eine Area cimeteriale mit Porticus und
Basilika in Garthago (p. 44 — 52). Dabei kommt die sitzende Statue einer
Jungfrau mit Kind zwischen einem Engel und einem Menschen (Tav. I—II)
zur Veröffentlichung: also ein sehr werthvoller Beitrag zu unserer Kenntniss
der durch so wenige Exemplare vertretenen statuarischen Kunst der alten
Christen. Soweit die Photographie einen Schluss erlaubt, gehört das Werk
noch der Periode der römischen (romano o latino, sagt de Rossi), nicht der
ravennatischen oder italo-byzantinischen Sculptur, also etwa dem 4. Jahrhundert
an; es bietet u. a. die vielleicht älteste Verbindung eines geflügelten Engels
mit der Gruppe der Madonna mit dem Kind. — Sehr wichtig ist weiter der
Bericht über die neuesten Ausgrabungen in S. Priscilla (p. 57—86), wo u. a.
ein höchst interessantes Garmen sepulcrale auf eine Agape zum Vorschein
kam (p. 72 f.) und in auffallender Zahl der Name Petrus in Epitaphien er-
scheint (p. 77). — Folgt eine Abhandlung über ein figurirtes cylindrisches
Glasgefäss (ein sog. miliarum), welches 1883 auf dem Esquilin gefunden
wurde und dessen eingeritzte Darstellungen Daniel in der Löwengrube, Isaaks
Opfer und die Juden von der Wolke geführt (Ex. 13, 21 f.) ergeben. Das
Glas wurde in den Ausgang des 4. oder Anfang des 5. Jahrhunderts gesetzt
(p. 86—94). — Den Schluss des Heftes bildet eine Mittheilung über Inschriften
aus Capua und die Mosaiken von S. Prisco in Capua (p. 95—122), zu welchen
die Tav. II—V des vorhergehenden Jahrgangs zu vergleichen sind — ein
nicht unwichtiger Beitrag zur Geschichte der frühmittelalterlichen Mosaikmalerei
in Unteritalien.
 
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