Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

DOI issue:
Litteraturbericht
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0273
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Litteraturbericht.

243

Das Buch ist schön ausgestattet und mit einem Photographiedruck,
welcher das Bild des Meisters nach dem Leben gibt, sowie mit seinem Fac-
simile geschmückt. Wünschenswerth wäre eine Durcharbeitung in Bezug auf
die Genauigkeit der Daten und der Namen, die in der Schreibung häufig
ungenau sind. Aus Vorlesen der Manuscripte ist der Künstler »Schaefer« in
Wien entstanden: es soll jedenfalls »Wächter« sein (S. 44). Da das Buch
nun schon in dritter unveränderter Auflage ausgegeben ist, so darf die Er-
wartung, dass eine vierte Auflage diese Durcharbeitung bringe, nur um so
gerechtfertigter erscheinen. F. Valentin.

Schrift, Druck, graphische Künste.
Aus Daniel Ghodowiecki’s Künstlermappe. 98 Handzeichnungen und
Aquarelle in Facsimiledruck nach den Originalen im Besitz des Herrn
J. C. D. Hebich in Hamburg. Mit kurzem biographischen Abriss. Berlin.
Verlag von Amsler und Ruthardt (Gebrüder Meder). 1885.
Im Verlage der Firma Amsler und Ruthardt, der wir die Publication
der »Künstlerfahrt von Berlin nach Danzig« verdanken, ist unter dem Titel
»Aus Daniel Ghodowiecki’s Künstlermappe« eine neue Sammlung von Hand-
zeichnungen des letzten grossen Kleinmeisters erschienen, welche wohl ge-
eignet sein dürfte, den Ruhm desselben in immer weitere Kreise zu tragen.
Es sind 98 Handzeichnungen und Aquarelle aus dem Besitz von J. G. D. Hebich
in Hamburg, welche, in trefflichem Facsimiledruck zu einem Album vereinigt,
die Vielseitigkeit des lange verkannten Künstlers bezeugen. Im bunten Wechsel
finden wir lebensvolle Bildnisse mit zierlichen Vorzeichnungen für Kalender-
kupfer und Romanillustrationen, Studien nach der Natur und Costümblättchen,
eine Welt im Kleinen und ein unerschöpflicher Quell reinen Genusses für das
Auge des Kunstfreundes. — Eine halbvergessene Zeit zieht in allen Phasen
ihrer äusseren Erscheinung, und nicht zum kleinsten Theil auch ihres geisti-
gen Wesens, vorüber; eine Zeit, an die wir Alle, wenigstens durch die
Jugenderinnerungen der Grosseltern, mit loseren oder festeren Fäden geknüpft
sind: jene Zimmer mit ihrer bis zur Aermlichkeit bescheidenen Ausstattung,
den hochgepolsterten Armstühlen und vielfächerigen Schreibtischen, den mageren
Gardinen und der einsamen Silhouette eines zu früh verstorbenen Familien-
gliedes, jene zierlichen gepuderten Herren mit den tadellosen Spitzenjabots
und der noch tadelloseren Haltung, die Behäbigkeit gutmüthig blickender Ma-
tronen und die uns heute so fremdartig anmuthende Empfindsamkeit der
jugendlichen Schönen und ihrer Cavaliere. Viele Blätter, wie die Illustrationen
zu Richardson’s Clarisse Harlow, zu Hermann und Dorothea, zu Rousseau’s
Neuer Heloise, sowie, die Vorzeichnungen für die »Wallfahrt nach Französisch-
Buchholz« , den »Heirathsanträgen« und dem »Lebenslauf« sind durch die
Kupfer bereits sattsam bekannt. Aber um wie Vieles ursprünglicher und reiz-
voller tritt uns der Künstler in den Zeichnungen dazu entgegen!—Selbst die
nüchternen Illustrationen zu Hermann und Dorothea, die in ihrer Spiessbürger-
lichkeit wie Parodieen auf Göthe’s herrliche Dichtung erscheinen, athmen in
 
Annotationen