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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Dahlke, Gotthilf [Honoree]: Gotthilf Dahlke †
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0279

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Gotthilf Dahlke f.
Am 8. Februar hat man auf dem kleinen Friedhof der Pfarrkirche in
Gries einen Mann zur letzten Ruhe gebettet, der in seiner bescheidenen Weise
und doch mit dem Einsätze seiner ganzen geistigen Kraft — die auch die
physische Schwäche überwand — der Kunstgeschichte gedient hat. Der Bio-
graph Michael Pacher’s hat auf eigenen Wunsch seine Ruhe da gefunden, wo
eines der edelsten Werke M. Pacher’s aufbewahrt wird. Ich habe hier nur
des Forschers, des treuen Mitarbeiters des Repertoriums zu gedenken; wer den
Mann kannte, wusste freilich, dass die sittliche Grösse ihm seine wahre Be-
deutung gab.
Als Kind eines Dorfschullehrers wurde G. Dahlke zu Wenershof in West-
preussen am 27. September 1823 geboren.' Von seinem vierzehnten Jahre an
brachte er sich durch eigene Kraft fort, indem er als Lehrer seinen Unterhalt
suchte. Für seine eigene Fortbildung sorgte er, wie nur die kargen Mittel an
Zeit und Büchern es ihm erlaubten. Die Hauptquelle, aus der er Belehrung
schöpfte, war damals ein Conversationslexikon, das er in dem Forsthause, wo
er als Lehrer wirkte, vorfand und aus dem er ganze Capitel abschrieb.
Gleichfalls als Lehrer kam er später nach Thorn, dann gelang es ihm, eine
Stelle bei einer Versicherungsgesellschaft zu erlangen, die ihn zuerst nach
Elbing, dann nach Dresden führte. In Dresden war es, wo er die glück-
lichsten Jahre seines Lebens im Kreise guter, hochgebildeter Menschen verlebte;
hier war es auch, wo zuerst seine Liebe zur Kunst volle Nahrung fand.
Leider wurde er aus seiner Thätigkeit durch ein heftig auftretendes Lungen-
leiden gerissen, das ihn 1861 zwang, den Süden aufzusuchen. So kam er
nach Gries, das im Winter sein Wohnort war, während er im Herbst und
Frühling Südtirol durchwanderte und im Sommer in Klausen lebte. Sein Leben
war ein ununterbrochener Kampf mit dem Tod, und nur die Entsagung und
strengste Selbstzucht konnte den siechen Körper so lange aufrecht halten.
Dazu trat der Kampf mit der Noth des Lebens; vielleicht war es auch die
Noth, die ihm zuerst die Feder in die Hand drückte, aber er war nicht der
Mann, aus der geistigen Arbeit ein Gewerbe zu machen, die Routine ging ihm
ebenso ab wie die Leichtherzigkeit, ohne Ernst und gründliche Vorbereitung
die Feder in die Hand zu nehmen.
Als im Jahre 1876 und 1877 eine kleine Zahl edler Freunde, Dr. Emming-
haus in Gotha voran, es auf sich nahmen, ihn vor den härtesten Bedräng-
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