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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Dahlke, Gotthilf [Gefeierte Pers.]: Gotthilf Dahlke †
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0280

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250

Gotthilf Dahlke f.

nissen zu schützen — was sie auch treulich bis zuletzt thaten — hat Dahlke
sofort mit ganzem Eifer wissenschaftlichen Arbeiten sich zugewandt. Das
Arbeitsgebiet Dahlke’s war stofflich eingeengt durch die Grenzen, welche ihm
selbst gezogen waren. Der Theil Tirols südlich vom Brenner fand ihn als
rastlosen Wanderer, als enthusiastischen Forscher nach den Resten der frühe-
sten künstlerischen Vergangenheit. So hat er für die Entdeckung der Kunst-
denkmäler Südtirols unvergängliche Verdienste sich erworben; die Liebe zur
Sache schärfte seinen Blick, emsiges geschichtliches Studium gab ihm die ge-
diegene Grundlage seiner Nachweisungen. In den Mittheilungen der Central-
Commission, in Schorn’s Kunstgewerbeblatt, vor Allem aber im Repertorium
hat er in einer nicht geringen Zahl gediegener Abhandlungen die Früchte
seiner Wanderungen und Studien niedergelegt. Zu den wichtigsten gehören
die über die Denkmäler frühromanischer Wandmalerei in Tirol, welche zum
ersten Male kunstgeschichtlich und ikonographisch hochbedeutende Werke, wie
die Wandmalereien auf Hocheppan und in Tramin, in die Kunstgeschichte ein-
führten. Seine hervorragendste Leistung aber — er betrachtete sie als sein
Lebenswerk — war die im letzten Bande des Repertoriums veröffentlichte Pacher-
Biographie, der er mindestens ein Jahrzehnt des Studiums und der Arbeit
gewidmet hatte. Keine mühevolle Wanderung scheute er, den ganzen Denk-
mälerschatz kennen zu lernen, er darbte und kargte sich jede Bequemlichkeit
ab, um Zeichnungen, Photographien, auf das schwerste zugänglich, sich zu
verschaffen, seine Studien zu vertiefen. Mit der Pacher-Monographie hat er ein
Werk geschaffen, welches den Höhepunkt des kunstgeschichtlichen Wissens
über diesen grössten Tiroler Meister woh] für lange Zeit vertritt. Der Pacher-
Biographie sollte noch eine Arbeit über die Schule Pacher’s folgen, für die er
mit Mühe und Eifer gesammelt und deren Durchführung ihn noch in der
letzten Zeit seines Lebens und Leidens beschäftigte. Die Feder ist ihm früher
aus der Hand gesunken; aber auch so hat er dem Lande reichlich die Gast-
freundschaft zurückgezahlt, die dieses ihm durch fünfundzwanzig Jahre ge-
währt hat. Ein unfehlbares stilkritisches Urtheil schrieb sich Dahlke nicht zu,
aber er mengte sich auch nie in Dinge, die dem umgrenzten Kreis seiner
Studien fern lagen. Die tirolische Kunst kannte er wie nur wenige, und wenn
sein liebenswürdiger, aus dem Herzen kommender Enthusiasmus ihn hie und
da zur Ueberschätzung der von ihm geschilderten Kunstwerke verleitete, so
gab ihm diespr doch auch den Schlüssel der unbeholfenen Formensprache, dem
Ringen nach Ausdruck der frühromanischen Epoche gerecht zu werden. Ueber-
dies war er jeder Zeit bereit, mit Gründen sich belehren zu lassen und ohne
Rückhalt einen Irrthum einzugestehen. Er hatte bei allem seinem Thun und
Arbeiten nie sich, immer nur die Sache, der er diente, im Auge. Das Leben hat
ihm wenig geboten, aber er war für das Geringste dankbar, und die Freund-
schaft tüchtiger Männer und vor Allem einer edlen Frau hat doch manchen
Sonnenblick in seine leidensreichen Tage gebracht. Die kunstgeschichtliche
Forschung wird ihm als einem treuen, hingebungsvollen Arbeiter ein dank-
bares Angedenken bewahren. H. J.
 
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