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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Bode, Wilhelm von: Rembrandt´s Radierungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0309

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Rembrandt’s Radirungen.

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welcher derselben an dem einen oder anderen Blatte gearbeitet hat,
wird aber gerade durch den Umstand, dass Rembrandt an denselben
sehr wesentlich mitgeholfen hat, ausserordentlich erschwert. Gerade die
meisten der Künstler, welche Seymour Haden besonders namhaft macht,
wie Eeckhout, Philips de Köninck, Jan Lievens, können nach ihrem Alter
oder nach ihrem Aufenthalte nicht in Betracht kommen. Für F. Boi
und namentlich für J. G. Vliet ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen;
wahrscheinlich waren aber diese Mitarbeiter gerade sonst sehr wenig
bekannte Künstler. Ich nenne als solche den Monogrammisten R., P. Leien
u. A., von denen einige wenige bezeichnete Bilder erhalten sind, die sie
uns als Schüler Rembrandt’s in der Zeit gleich nach seiner Uebersied-
lung nach Amsterdam kennzeichnen. Für eine ziemlich beträchtliche
Zahl von Landschaften, welche bisher dem Rembrandt zugewiesen war,
ist uns dies ja schon durch den trefflichen Aufsatz von A. D. de Vries
in Oud Holland (1883) nachgewiesen: zwei bisher ganz unbeachtete
Künstler, Jacob Köninck und P. de Weth, lassen sich mit Sicherheit
als die Radirer von etwa acht oder zehn dieser Landschaften bestimmen.
Auf dem von de Vries gezeigten Wege wird die Kritik des Radirwerkes
von Rembrandt fortschreiten müssen. Leider ist der Verfasser jenes
mustergiltigen Aufsatzes inzwischen verstorben; vielleicht wird aber seine
Arbeit von dem älteren Mitarbeiter und Vorgesetzten desselben am
Kupferstichcabinet zu Amsterdam, Ph. van der Kellen, aufgenommen,
der vor Allen dazu berufen wäre. Eine solche Arbeit wird ergeben —
wie sie es für jene Landschaften bereits ergeben hat — dass Middleton’s
Kritik weitaus in den meisten Fällen das Richtige trifft; nicht nur
negativ in dem Nachweis, dass Rembrandt nicht der Radirer sein könne,
sondern auch in der Bestimmung des wirklichen Künstlers oder wenig-
stens der Richtung, welcher derselbe angehört.
Eugbne Dutuit hat daher meines Erachtens sehr recht daran ge-
than, wenn er das seit vorigem Jahrhundert unter Rembrandt’s Namen
zusammengestellte Radirwerk noch vollständig aufgenommen und bei
der Kritik desselben sich namentlich an Middleton angeschlossen hat.
Gerade durch diese Vollständigkeit geben die trefflichen Heliogravüren
die beste Unterlage für eine solche erfolgreiche Kritik des Oeuvre des
grössten aller Malerradirer. J-K. Bode.
 
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