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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Portheim, Friedrich: Andrea Mantegna´s Triumph Cäser´s
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0310

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Andrea Mantegna's Triumph Cäsar’s.
Von Dr. Friedrich Portheim.
Tief in der ganzen Zeit der Renaissance wurzelt als ein Ausdruck des
Bewusstseins, welches das Individuum von sich selbst erlangt hat, die Ruhm-
sucht, ausgeprägt vornehmlich in zwei Formen: als Denkmal und als Schau-
gepränge.
Die Blüthe der Kunst im 15. und zum Theile im 16. Jahrhunderte fällt
in Italien keineswegs mit einer Periode ungetrübten Friedens zusammen. Aber
die zahlreichen, mehr localen Kämpfe spornen an, die Siege befördern den
Ruhm; und auf diese Weise verbinden sich auch in der Kunst leicht Denkmal
und Schaugepränge mit der Idee des Sieges: dies die Entstehungsgeschichte
des Triumphs in der Renaissance.
Ist das Wort »Triumph« ausgesprochen, so stehen wir mit dem einen
Fusse schon mitten im alten Rom; gibt es doch nur wenige römische Schrift-
steller, welche von der Grossartigkeit und unermesslichen Pracht der Triumphe
ihrer Zeit nicht auch in ihre Werke hinüber einen Abglanz gerettet hätten!
Das Mittelalter kennt, den allegorischen Triumph einmal bei Seite gesetzt,
nichts Aehnlicbes, und erst die italienische Renaissance greift auf die alte
Ueberlieferung zurück.
Fazio degli Uberti zwar, welcher bald nach der Mitte des 14. Jahr-
hunderts in leichtgeschürzten Versen den Dittamondo, die Reise um die Erde
schrieb, weiss über den römischen Triumph das ganze 3. Gapitel des 2. Buchs
hindurch anmuthig zu plaudern; aber von archäologischer Treue kann bei
ihm nicht die Rede sein. Die poetische Freiheit ist Fazio’s Element, mit
ihr zieht er durch die Lande und sieht und schildert die Dinge nach seiner
Art. Ein Zug darf hierbei nicht übersehen werden, dass nämlich der Feld-
herr bei ihm den Triumph eröffnet; und so übt es auch die Folgezeit: eine
neue Zeit, ein neues Geschlecht, welches rascher lebt, weil es den Werth der
Zeit kennt, ein Geschlecht, dem Genuss und Prunk Bedürfniss sind. Aber
dieselbe Generation hat nebenbei auch noch das Verlangen, von sich zur
Nachwelt zu sprechen: das Schaugepränge ist flugs vorüber, verklungen
und verschollen; das Denkmal allein besteht und spricht zu Kindern und
Enkeln.
 
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