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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Portheim, Friedrich: Andrea Mantegna´s Triumph Cäser´s
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0314
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Dr. Friedrich Portheim :

in Anspruch genommen werden können. Das letztere Blatt stellt sich als
Copie von Bartsch Nr. 13 heraus und gehört einem Schüler oder mässigen
Nachahmer; Bartsch Nr. 11, der Zug der Senatoren (nach Goethe des Lehr-
stands, nach Waagen des Volkes überhaupt), zerfällt, wenn man schärfer zu-
sieht, in zwei besondere Theile, eine Gruppe von Männern in Toga, deren
quallenartige Körperbeschaffenheit geradezu abstossend wirkt, und eine weitaus
gelungenere Gruppe von Kriegern, aus welcher bloss zwei Jünglinge, ausge-
zeichnet durch die Zierlichkeit der Formen und den feinen Schwung der Be-
wegung, hervortreten. Dass sie mit der Linken tragen, in der Rechten aber
den Schild halten, lässt auf einen Künstler schliessen, welcher mit der Art
des Kupferstichs, im Gegensinne zu drucken, nicht vertraut war, ist also mit
Mantegna unvereinbar. Nun hat G. Frizzoni in der Zeitschrift für bildende
Kunst 1884 (p. 139) ein Gassone des Liberale da Verona, den Tod der Dido
bei Herrn Habich in Cassel, bekannt gemacht, in welchem man links im
Vordergründe sofort die Vorbilder der beiden einzig leidlichen Figuren des
ganzen Stichs erkennen wird. Die ganze nette Zierlichkeit der Haltung dieser
Figuren und ihre Bewegung, gewiss nicht ohne Einfluss von Mategna’s spä-
teren Werken, weist schon auf einen ähnlichen Zeichner hin. Der Stecher
wird der Bottega des Zoan Andrea nicht sehr fern gestanden haben; so hielt
sich der veronesische Stecher Simone de Ardizioni aus Reggio in einem künst-
lerischen Eigenthumsstreite gegen Mantegna ganz an Zoan Andrea (vgl. Zeit-
schrift für bildende Kunst 1876 p. 54, Notiz von Professor Brun).
Bartsch Nr. 12 und 13 bleiben sonach die einzigen Originale Mantegna’s,
und die Geschichte ihrer Entstehung dürfte annähernd die folgende sein: Kurz
vor seinem Tode im Jahre 1478 bestellt Lodovico die Gemälde. Der Künstler
ist bei dessen Tode mit dem Entwürfe weit fortgeschritten, aber Federigo,
Lodovico’s Nachfolger, erneuert die Bestellung nicht und auch mit dem 1484
zur Herrschaft gelangten Francesco will sich ein besseres Verhältniss nicht
anbahnen. Stolz auf seine glückliche Erfindung und zum Theile wohl auch,
um sich für gehabte Mühe schadlos zu halten, beginnt Mantegna den Zug in
Kupfer zu stechen. Endlich 1486 nimmt Francesco die alte Idee eines Gemälde-
cyclus wieder auf und sieht in kurzer Frist das Werk zum Abschlüsse gediehen.
Welche prächtige Composition, welche Fülle von Ideen trat aber auch
ins Leben mit; da die Italiener der Renaissance begannen eben erst sich ganz
als die Nachkommen der alten Römer zu betrachten; sie fühlten deren Grösse
als ihre eigene und rühmten sich derselben. Und all das eben, worin sie
gleichen Sinn mit den gepriesenen Vorfahren an den Tag legten, die Liebe
für Kunst und Ruhm und Prunk, gelangte es nicht gerade in der Gemälde-
folge des Gäsartriumphs zu lebendiger Anschauung? Dieses Werk schliesst
sich auch von allen zeitgenössischen Schöpfungen der Antike am nächsten
an, so dass man hier von historischer Treue, natürlich innerhalb der be-
grenzten Kenntnisse der Zeit selbst, sprechen kann. Wie viel an den Ge-
mälden im Einzelnen den antiquarischen Kenntnissen Mantegna’s zufällt, wird
die folgende Untersuchung klarstellen.
Es eröffnen den Zug, welcher sich von rechts nach links bewegt, in
 
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