Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

DOI Artikel:
Hermann Dierks: Houdon´s Lehrjahre
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0326
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
282

Hermann Dierks:

motte’s, Namens Houdon — der Vater des berühmtesten französischen Bild-
hauers im 18. Jahrhundert.
Die Nachrichten über den Vater Jacques Houdon beschränken sich auf
wenige Daten. Er wurde am letzten Februar 1706 in Etrechy als legitimer
Sohn Sebastien Houdon’s und Simonne Neret’s geboren 3). Erwachsen, war
er nach Versailles gekommen und in die Dienste Delamotte’s getreten, der
dort ein Haus besass (Rue Potager Nr. 1) 4). Im Jahre 1735, am 5. Februar,
hatte er sich mit Anne Rabache verheirathet. Aus dieser Ehe wurden ihm
in Versailles drei Söhne und zwei Töchter geboren: Jacques-Philippe (27. Oct.
1735), Jean-Antoine, der spätere Bildhauer (21. März 1741), Philippe-Valere,
Henriette-Suzanne (28. Jan. 1738) und Anne-Julie (28. Oct. 1742). Bei der
Taufe der Anne-Julie wird er in den Acten nicht mehr als Bedienter, sondern
als »marchand de vin« bezeichnet5). Höchst wahrscheinlich war er Concierge
des Hauses geworden und hielt als solcher nebenbei einen kleinen Weinhandel.
Bald darauf wurde er Concierge des Hauses Delamotte’s in Paris, welches 1748
von der Wittwe desselben an den König vermiethet und zur Ecole des Eleves
proteges eingerichtet wurde. Houdon blieb Concierge desselben bis zur Auf-
lösung der Schule im Jahre 1775. Zur Ernährung seiner-Familie führte er
zugleich einen kleinen Tabaksladen. Im genannten Jahre gab er jedoch seine
Stellung auf, um — wie es in der hierauf bezüglichen Urkunde heisst6) —
bei seinen Söhnen zu leben, von denen der eine Bildhauer, der andere Be-
amter in den Menus-Plaisirs des Königs sei. Als Pension wurden ihm 300 Livres
bewilligt, die er nach den Acten bis zum Jahre 1779 empfangen hat.
Als die Ecole des Eleves proteges eröffnet wurde, war der kleine Jean-
Antoine im Alter von sieben Jahren. Von dieser Zeit an lebt er unausgesetzt
in der Umgebung von Künstlern, deren Vorbild die in dem Knaben schlum-
mernden Talente frühzeitig reifen. »Er schleicht sich in den Studiensaal«
— wie Raoul Rochette, der spätere Schwiegersohn Houdon’s, berichtet7) —
»und ist glücklich, wenn er einige Stücke präparirter Erde erhaschen kann,

3) Archives nationales in Paris. — Extrait des registres de baptesmes de la
paroisse de Saint Etienne d’Etrechy, diocesse de Sens, Section d’Estampes, Generalite
de Paris pour Pannee 1706. Ce dernier fevrier 1706 a ete par moy eure soussigne
baptisb dans l’eglise de ce lieu jacques ne cejourd’hui Als en legitime mariage de
Sebastien Houdon, et de Simonne Neret, ses pere et mere ... (S. auch Bulletin
de la Societe de l’histoire de Part franqais, 1876—78, p. 67.)
4) S. Le Roi, Histoire de Versailles II, 340.
6) Jal, Dictionnaire critique, p. 689, gibt die Auszüge aus den Taufacten von
St. Louis in Versailles.
6) Arch. nat. 0'1940. — Gourajod a. a. O. p. 130.
7) In der Notiz an der Spitze des Verkaufskatalogs von 1828 (Bibliotheque
nationale in Paris). — Der Artikel ist nicht gezeichnet, aber nach A. de Montaiglon
und D., die es aus sicherer Quelle zu wissen behaupten, von Raoul-Rochette. Eine
andere, auffallender Weise fast wörtlich ähnliche Beschreibung, die von Henri
Duval, einem anderen Schwiegersöhne Houdons, stammen soll, findet sich bei
Delerot und L.
 
Annotationen