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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Hermann Dierks: Houdon´s Lehrjahre
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0336

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292

Hermann Dierks: Houdon’s Lehrjahre.

Die oben erwähnte Notiz Lalande’s führte bereits auf die Vermuthung,
dass die nach dem Briefe Natoire’s im Modell ausgeführte Statue Johannes d. T.
ebenfalls in Santa Maria degli Angeli befindlich sei. In der That steht dort,
gerade gegenüber dem h. Bruno, eine solche Statue, zwar nicht in Marmor,
sondern nur in Gips ausgeführt. Es ist nicht schwer, dies Werk an seiner
technischen Ausführung als Arbeit Houdon’s zu erkennen; zweifellos wird
dies aber dadurch, dass im Museum von Gotha, wo sich eine grössere Anzahl
von Werken unseres Künstlers in Gips befindet, ein Abguss von dem Kopfe
Johannes d. T. existirt. Der Prediger weist mit der Rechten gen Himmel,
während seinem geöffneten Munde begeistert die Worte entströmen. Sein
Gewand ist vom Winde nach hinten zurückgetrieben, nur die Lenden und
einen Theil des linken Armes bedeckend. Der nackte Körper ist von edler
Durchbildung, am herrlichsten aber der Kopf mit seinem begeisterten Ausdruck.
Ein Streben nach Effect ist allerdings nicht zu verkennen, aber dieser streift
doch nur die Grenze der Manier.
Mit der Vollendung dieser beiden Werke, des h. Bruno und Johannes d. T.,
ist die Lehrzeit Houdon’s abgelaufen. Gegen Ende des Jahres 1768 verlässt
er nach einem vierjährigen Aufenthalte Rom 4S) und kehrt nach Paris zurück.
49) Am 10. April 1768 befindet sich sein Name noch unter den Pensionären
in Rom (Arch. nat. 0'1935), aber am 25. Januar 1769 nicht mehr (0'1941). Die
Biographen lassen Houdon 7 oder gar 10 Jahre in Rom verweilen. Nach dem
Gesagten brauche ich hierauf nicht weiter einzugehen.
 
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