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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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O. Fischer: Die goldene Pforte zu Freiberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0348

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304 0- Fischer:
befunden.« Nach diesen Anführungen bedarf es wohl kaum noch des weiteren Be-
weises, dass Aaron und Daniel auf das Fest der Reinigung Mariä hindeuten sollen.
Aehnlich verhält sich Bathseba mit der Königin von Saba zu dem Feste
Mariä Verkündigung. Die typische Bedeutung beider Königinnen wies uns
.bereits auf den Vorzug Mariä hin, dass sie gewürdigt ward, des Heilands
Mutter zu sein. Diese ihr zu Theil gewordene Gnade ward aber durch das
Verkündigungsfest gefeiert. Denn bei dem Besuch des Engels wurde der Jung-
frau nach mittelalterlicher Anschauung nicht nur die Geburt ihres Sohnes an-
gezeigt, sondern sie wurde dadurch auch Mutter, wie schriftliche und bildliche
Zeugnisse zur Genüge beweisen. Diesen beiden Ereignissen verdankte das
Verkündigungsfest seine Entstehung. »Das Fest der Verkündigung,« sagt
Durand (de annunt. B. M. V.), »besteht, weil der Engel ihr (der Jungfrau) gute
Botschaft verkündigte und sie selbst den Heiland empfing.« Wenn demnach
jene beiden Frauen gerade auf dasjenige hindeuten, was die Kirche veranlasste,
das Verkündigungsfest zu feiern, wenn Maria durch des Engels Botschaft gerade
dasjenige wurde, was jene beiden als Vorbilder anzeigen, nämlich »Gottes
Braut«, »die Mutter des wahren Salomo«, so liegt es gewiss nahe, sie mit
dem Verkündigungsfeste in Verbindung zu bringen.
Wesswegen David und Salomo dem Feste der Himmelfahrt Mariä ent-
sprechen, ist nicht so leicht und einfach zu erkennen, wie die Beziehungen der
besprochenen Personen zu den entsprechenden Marienfesten. Weil aber die bis-
her gefundenen Beziehungen so klar und deutlich waren, gehen wir getrost auf
dem eingeschlagenen Wege weiter. Mariä Himmelfahrt feiert die höchste Er-
höhung der Jungfrau, welche nach der Kirchenlehre darin bestand, dass sie
sogleich nach ihrem Tode in den Himmel aufgenommen ward, ob nur der
Seele, oder zugleich auch dem Leibe nach, darüber waren die Meinungen der
Dogmatiker getheilt. Durch ihre Aufnahme (assumptio) in den Himmel wurde
sie Himmelskönigin, denn man stellte sich vor, dass sie unmittelbar auf den
Thron der göttlichen Majestät erhoben worden sei. Daher ist sie auch oft
dargestellt zwischen dem gekrönten Gottvater und dem Sohne sitzend, welche
ihr beide die himmlische Krone auf das Haupt setzen. Der himmlischen Herr-
lichkeit, welche Maria bei ihrer Himmelfahrt empfing, entsprechen nun die-
jenigen Personen, welche ihre irdische Hoheit anzeigen, also ihre gekrönten
Vorfahren;, die ihr beigelegte Würde der Himmelskönigin ist die Vollendung
ihrer angeborenen königlichen Hoheit. Es würden hier diejenigen Schriftstellen
anzuführen sein, in denen dem David und Salomo der Bestand ihres König-
reichs zugesichert wird, z. B. 1. Reg. 7, 16, und deren Deutung auf das Messias-
reich im mittelalterlichen Sinne die Beziehung auf die Jungfrau in sich schliesst.
Christus ist es, in dessen Herrschaft der ewige Bestand des Stuhles David zur
vollen Wahrheit wird, auf diesen Stuhl ist aber nicht nur Christus, sondern auch
seine Mutter erhöht worden. Ausserdem ist anzuführen, dass Durand bei der
Besprechung des Festes Mariä Himmelfahrt eine Stelle aus der Festepistel
(Eccles. 24, 12) mit folgenden Worten hervorhebt: »Es folgt (im biblischen
Texte): Und der mich geschaffen hat, ruhte in meinem Zelte, d. h. in meinem
Leibe. Und weil Gott in dem Leibe der heiligen Jungfrau ruhte, darum gab
 
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