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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0351

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,
über staatliche Kunstpflege und Restaurationen,
neue Funde.
Aus österreichischen Galerien.
Ein leider kurz bemessener Aufenthalt in Oesterreich hat mich mit einer
Reihe werthvoller, bisher gar nicht oder wenig beachteter Gemälde bekannt
gemacht, von denen ich hier wenigstens eine Anzahl interessanter Werke
Rembrandt’s hervorheben möchte.
Die Akademiegalerie in Budapest hatte mit der Galerie Esterhazy
eine ganze Reihe angeblicher Rembrandt’s erworben, von denen die jetzige Galerie-
direction nur zwei als solche anerkannt hat: den Philosophen am Arbeitstisch
vom Jahre 1642, das späteste derartige Motiv von Rembrandt, und das Bildniss
einer hässlichen jungen Frau. Schon nach dem Gostüm müsste das letztere
Bild in die letzten Lebensjahre von Rembrandt fallen, um 1665 —1669. Ich
gestehe, dass weder die Behandlung noch der kühle Ton der Färbung über-
zeugend für den Meister sprechen; man vergleiche die beiden Frauenbildnisse
von 1666 in der Nationalgalerie zu London und in der Eremitage. Dagegen hat
Director Karl von Pulszky kürzlich ein Gemälde erworben, das alle charakte-
ristischen Züge eines echten Werkes aus Rembrandt’s späterer Zeit (1652 bis
1659), trägt: die hl. Familie, welcher der Engel im Schlafe erscheint. Das Bild
war bisher unbekannt; von mehreren Gemälden des gleichen Motivs, die in
alten Auctionskatalogen vorkommen, ist es nicht festzustellen, ob gerade dieses
Bild oder vielleicht das bekannte kleine Bild der Berliner Galerie (vom Jahre
1645) gemeint ist. Freilich haben einzelne Theile des Bildes gelitten, zum
Glück aber mehr nebensächliche Theile, namentlich der Vordergrund mit dem
Stroh und das blaue Kleid der Maria. Aber die Figuren des Joseph und des
Engels sprechen ganz die grosse, energische Sprache des Meisters, und selbst die
Nebensachen, wie die Köpfe der Thiere, sind mit wenigen Strichen meister-
haft hingesetzt. Meines Erachtens ist das Bild unter allen Gemälden der
Galerie, die Rembrandt’s Namen tragen, das bedeutendste.
Durch Karl v. Pulszky wurde ich auch auf ein interessantes Jugendwerk
Rembrandt’s aufmerksam gemacht, welches Graf Julius Andrässy besitzt,
das Bildniss eines jungen Mannes, bezeichnet mit dem bekannten Monogramm
 
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