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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0356
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312 Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,
Die beschriebene letztere Statue gehört auch dem Stil nach sicher ins
4. Jahrhundert und ist wie die übrigen Götterstatuen rein griechisch.
Imposant und von theilweiser vortrefflicher Erhaltung ist der Kopf der
einen Statue mit dem Adler auf dem linken Unterarm. Ein jugendlicher stolzer
Apollonkopf mit lang herabwallenden Haarlocken, um die Stirn ein Rand
kleiner Locken mit Bohrlöchern zur Aufnahme von Metallschmuck. Im Haar
zwei zusammengefügte Lorbeerkränze.
Grössere ältere phönizirende Bildwerke fand man nur wenige in guter
Erhaltung. Die einzige, fast lebensgrosse Statue im Stile der kyprischen Misch-
kunst, kyprisch-hellenisirend-assyrisirend, stellt einen Priester mit langem
Lockenbarte dar, unschön grinsend, in der herabhängenden Linken die Taube
haltend. Die Figur stellt einen Apollonpriester dar; denn wenn ein Priester
eine Taube hält, muss er nicht nothgedrungen ein Diener der Aphrodite sein.
Der Torso einer fast lebensgrossen kyprisch-ägyptisirenden Statue mit
den Resten eines Lustrationszweiges in der Rechten, mit prononcirten Brüsten,
ohne wirklich weiblich zu sein (mein Bericht in den Mittheilungen von Athen
ist darin ungenau), wird durch ein von der linken Hand getragenes Täfelchen
interessant, in welchem eine vierzeilige kyprisch-epichorische Weihinschrift ein-
gegraben ist.
Unter den grossen späteren Weihbildsäulen, die bis in die römische
Zeit hineinreichen und sämmtlich Gewandstatuen mit einer Fülle von Falten
sind (keine Spur einer eigentlich nackten Figur), ist eine circa 7^2 engl. Fuss
hohe bemerkenswert!!, weil der Kopf verhältnissmässig sehr gut erhalten und
im Stil, Ausdruck und den Zügen sowie zeitlich dem sogenannten Cicero-
Typus zuzutheilen ist.
Unter den kleineren kyprisch-phönikisirenden Statuetten mit bald mehr
prononcirtem ägyptisirenden, bald mehr assyrisirendem Einfluss zieht die
Augen besonders ein lustig in der Procession einherschreitender Priester mit
vorgestelltem rechten Fuss auf sich, der vergnügt grinst und links einen
grossen Palmenzweig schultert. Er trägt nur ein langes Faltenhemd mit
rothem Saum.
Von grässlichen Missverhältnissen sind einige der übertrieben lang gezo-
genen mehr ägyptisirenden Statuetten, darunter ein Bläser der Doppelflöte mit
der Schallbinde.
Dr. Dümmler hat mich wiederum auf die Wichtigkeit der rein archaiisch-
griechischen Bildwerke, auf welche ich, wie mein grosser Katalog besagt,
schon früher selbst gekommen war, aufmerksam gemacht. So wurde unter
den Funden von Voni ein fast lebensgrosser theilweise beschädigter, theilweise
recht gut erhaltener Kopf entdeckt, der ganz und gar in die archaiisch-grie-
chischen sogenannten Apollonköpfe einrangirt. Äusser dem Schnitt der Augen
und des Mundes, der Art der Andeutung der Backenknochen, ist vor Allem
die Behandlung des Haares am Hinterkopfe ganz im Sinne und Stile der ar-
chaiisch-griechischen Kunst.
Ein weiblicher Kopf rein griechisch-archaiischen Stiles wurde von mir
1885 im Temenos der Aphrodite zu Dali ausgegraben. Beide Köpfe ver-
 
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