Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

DOI Heft:
Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0367

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde.

323

ganze Vase. Leider fehlt die phönikisirende Vorstufe zu dieser Gruppe, die
zwar auch ausgegraben wurde, aber in Folge der Mittellosigkeit des Museums
in Privatbesitz übergegangen ist.
Eine Amphora hat auf dem Bauche gross eingeritzt die Inschrift XAPHS,
im Nominativus, also was selten. Sie stammt von Tremithoussa (Tremithus).
Unter den griechisch-römischen Lampen aus Thon ist zu er-
wähnen der Kopf einer Medusa und einzelne Kriegerfiguren. Das Beste ist
auch da wieder in Privatbesitz gelangt. Eine selten grosse und im Detail
fein ausgearbeitete Lampe mit einem von Arabesken umgebenen Medusenkopf
auf der Handhabe gelangte in Besitz des General-Gouverneurs Sir Robert
Biddulph.
(Betreffs der Thongefässe beschränkte ich mich auf die hier folgende
Skizze. Eine Darlegung der Epochen der kyprischen Keramik bringen, hiesse
ein dickes Buch schreiben.)
Die Entwicklungsgeschichte der kyprischen Keramik ist eine der farben-
und formenreichsten unter allen uns bisher näher gerückten Ländern des
Alterthums. Sie ist auch eine der lehrreichsten, die es bis jetzt giebt, eine
der wichtigsten zur weiteren Aufklärung der Anfänge der Kunst in Griechen-
land und Kleinasien. Sie ist logisch, wie andere.
Nichts falscher, als vieles von dem, was A. S. Murray in seiner dem
Gesnola’schen Gypern (deutsch von L. Stern pag. 355 u. fg.) beigegebenen
Abhandlung über kyprische Thongefässe darzulegen meint.
Auch G. Perrot ist in seiner Kunstgeschichte Band III in die meisten
der Irrthümer Murray’s und anderer gefallen.
So ist es, um nur einsherauszugreifen, unmöglich, die Spur einer
Vase mit eingeschnittener Ornamentik in der phönikischen Zeit auf
Cypern zu finden, geschweige fortfabricirt bis zum Ausklingen des Alter-
thums, wie G. Perrot III. pag. 686 ausspricht.
Auch L. Heuzey hat in seinem vielfach vortrefflichen Kataloge der
Terracotten des Louvre Fehler begangen und in Masse Vorphönikisches mit
Phönikisirendem in einen Topf geworfen, wozu unter anderen besonders Ces-
nola’s merkwürdige sogenannte Alambrafunde charakterisirt durch die Ge-
fässe mit eingeschnittenen Ornamenten, Veranlassung gaben.
Alle diese und viele andere Forscher gingen von falschen Voraussetzungen
aus und hauptsächlich getäuscht durch L. P. di Gesnola’s Buch.
Die grosse vorphönikische Zeit habe ich zum ersten Male
auf Gypern in breiter Fülle hochwichtiger Erscheinungen de-
finitiv unwiderlegbar sicher nachgewiesen. Sie spricht sich in
der Keramik vor Allem aus. Autoritäten wie Prof. Dr. A. Furtwängler
und neuerdings Dr. F. Dümmler haben meine Beweisführung als richtig
erkannt. Die auch von L. Stern im »Cypern« ausgesprochene Ansicht, für
die älteste Periode Cyperns die phönikische zu erklären, ist für immer un-
haltbar geworden.
Ferner fällt mit der Vorführung dieser vorphönikischen Zeit auf Kypros,
wozu die Funde einer einzigen Nekropole bei Nicosia genügen, der ganze
 
Annotationen