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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Neuwirth, Josef: Italienische Bilderhandschriften in österreichischen Klosterbibliotheken
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0473

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Italienische Bilderhandschriften in österreichischen Klosterbibliotheken. 409

ninus mit Buch und Palme und in dem Medaillon der unteren Rahmenleiste der
Erzengel Michael, dessen Linke die goldene Waage hält, während er die von der
Rechten geführte Lanze nach dem vor ihm liegenden Teufel stösst. Beim Feste
Benedicti abbatis auf Fol. 389 a gewahrt man in einem 0 den heil. Ordensstifter
in pontificalibus. Auf die Verkündigung Mariä von Fol. 393a, deren Details
sich nur unwesentlich von jener auf Fol. 8a unterscheiden, folgen mehrere kleine
Heiligengestalten, von denen der noch ziemlich unbeholfene Johannes der Täufer
auf Fol. 413 a, die mit ihren Attributen ausgestatteten Apostel Petrus und Paulus
auf Fol. 420 a und Jacobus auf Fol. 439 a einige Beachtung verdienen. Der Marien-
legende sind auf Fol. 428b die Heimsuchung, 443 a Maria de nive, auf welche in
knieender Stellung der Schnee herabwirbelt, 460a die Himmelfahrt und 469a die
Geburt Mariä entnommen, indes Fol. 446b eine kleine Darstellung der Transflgu-
ration erscheint. Die auf Fol. 562 und 563 bis auf 1437, 1439 und 1440 zurück-
reichenden Jahreszahlen machen es wahrscheinlich, dass das Admonter Breviarium
monasticum noch vor diesen Jahren entstanden ist und somit zu den frühesten
Miniaturwerken der Renaissance gehört. Der Stil der Miniaturen und Schriftzeichen
lässt es sofort wahrscheinlich werden, dass das nach dem Hausgebräuche des Klosters
St. Justina in Padua zusammengestellte Brevier auch für dies Kloster und in Padua
gefertigt wurde; erscheinen doch die beiden wichtigsten Ordensheiligen der »mona-
chorum congregationis de obseruantia sancte iustine seu unitatis ordinis sanctissimi
patris nostri benedicti et sororis scolastice« auf Fol. 88 a und 389 a. Dass aber das
Kloster St. Justina später einheimische Kräfte, wie einen Benedetto Bprdone, mit
der Herstellung prächtiger Ghorbücher betraute und eine Menge Illuminatoren be-
schäftigte 20), scheint die Folge einer immer mehr um sich greifenden Vorliebe für
werthvolle Miniaturwerke im neuen Stile zu sein, welcher in dem Admonter Bre-
viarium monasticum noch theilweise mit der Tradition des früheren ringt. Die
Zeichnung ist in den Bordüren zwar von einer bedeutenden Eleganz der Linien-
führung und gutem Geschmacke, der besonders in der Durchbildung der virtuos
mit der Feder gezeichneten und trefflich colorirten Blumen eine seltene Feinheit
erreicht, steht aber in den Bildern selbst noch unter einer gewissen Befangenheit,
die das Natürliche mehr anstrebt als gibt. Nicht ohne Interesse ist ferner die
Thatsache, dass der Illuminator, welchem die lebhaftesten Farben zu Gebote stehen,
noch nicht nach Art der Miniatoren aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
zur Betonung des Lichtes die Höhung durch feine Schraffirung mit Muschelgold,
die z. B. auch im Lambacher Breviere des Dominicus Kälmänczay begegnete, in
Anwendung bringt, sondern z. B. auf Fd. 8 a, 72a und 343a die Buchstabenorna-
mente einfach mit Weiss höht; dadurch tritt er der Technik der früheren Periode
näher. Die Gesichtsfärbung, welche auf Fol. 8 a beim Propheten Jeremias ziemlich
bleich ist, zeigt nicht minder hie und da stärkere Betonung weisser Lichter. Auch
das Unruhige des Faltenwurfes rückt das Breviarium monasticum in eine künst-
lerisch noch weniger vollendete Periode hinauf, in welcher vielleicht der nach
Vasari bekannte Lancilao, der Schüler des Don Bartolommeo della Gatta, in Padua
hochgeschätzt wurde; ein schwaches Nachklingen sienesischer Details tritt aber ent-
schieden zurück gegen die Beziehungen zu den Florentiner und Veroneser Miniaturen.
20) Woltmann-Wörmann, Geschichte der Malerei, II. S. 351.

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