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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0529
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über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde. 465
Besonders auf dem einen Stück hat sich der zwischen Zinnober und Karmoisin-
roth gehaltene Hintergrund, das Hellviolett der Weinbeeren und das saftige
Grün des Weinlaubs vortrefflich conservirt. Sehr gut sind auch die Wein-
trauben skizzirt und wie die Weinbeeren in ihrem Gontur sich gegenseitig
überschneidend. Eine gesunde Beobachtung der Natur liegt vor.
Von demselben Vorwurfe, dem Bacchusknaben mit gespreizten Armen,
entdeckte ich ein halb und mehr durch Unvorsichtigkeit zerstörtes Stück unter
den Alterthümern von J. W. Williamson & Go. in Limassol. Ein weiteres
Exemplar desselben Vorwurfs von besserer Erhaltung befindet sich heute in
Deutschland.
Der sechste Deckel von Lady Brassey stellt ein Kniestück dar, eine
Halbfigur mit Flügeln, leider nur theilweise erhalten.
Auf den zwei nach Paris gewanderten Stücken war nur soviel erhalten,
dass auf dem einen eine nackte Figur, wohl Herkules, skizzirt war, auf dem
zweiten ein vierfüssiges laufendes Thier.
Zwei jagende vierfüssige Thiere, von denen das eine ein Pferd oder Hund,
leider fast ganz zerstört, liessen sich auf zwei weiteren Deckeln der William son-
Sammlung in Limassol erkennen, von denen der eine in’s Gyprus-Museum
kam, der andere, ich weiss nicht, wohin.
Dr. Tischler hat mich zuerst auf die Wichtigkeit des Motivs der rennen-
den Thiere aufmerksam gemacht, welches auf einigen der wenigen in Europa
(Dänemark) gemachten Funden ebenfalls auftritt.
Damit schlösse sich die Reihe der Schätze unseres Gyprus-Museums und
die Geschichte der Ausgrabungen auf Kypros seit 1878. Gerne möchte ich
die Hoffnung daran knüpfen, dass der jetzt erwartete neue Generalgouverneur
vernünftigen Vorschlägen geneigter, mit Hülfe des gesetzgebenden Körpers das
Privat-Museum zum officiellen Landes-Museum macht und die so nothwendige
Staatssubvention demselben verschafft.
Sollte der neue Gouverneur aber in die Fussstapfen des alten treten
und man nicht von London aus einschreiten, sollte es dem jetzigen Ghef-
secretär gelingen, seinen unglücklichen Einfluss weiter geltend zu machen,
dann wäre besser gewesen, man hätte nie ein Museum gegründet und
die Alterthümer in der Erde gelassen für bessere Zeiten.
Max Ohnefalsch-Bichter.
 
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