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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0533

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Litteraturbericht.

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wegen hier unterdrückt werden müssen, zumal zunächst doch nur einige
Andeutungen gegeben werden konnten.
Auch solche, welche in der Kritik der Ideale einen andern Standpunkt
als der Verfasser einnehmen, werden Förderung und Anregung durch das
Buch finden. Den Kunsthistoriker von Fach aber wird es interessiren, eine
ganze grosse Gruppe von Kunstdenkmälern mit strenger Folgerichtigkeit als
Urkunden der Entwicklung des menschlichen Geistes, seiner Irrthümer und
Ahnungen gedeutet zu sehen. Wir wünschen dem Verfasser Kraft und Aus-
dauer für die Fortsetzung und den Abschluss seiner Arbeit."' H. J.
Die Kunstthätigkeit in Prag zur Zeit Karls IV., von Dr. Adalbert
Horcicka, elfter und zwölfter Jahresbericht des deutschen Staatsgymna-
siums in Prag-Altstadt. Prag, Selbstverlag der Anstalt, 1883 u. 1884,
8°. 37 u. 65 S.
Eine umfassende systematische Darstellung der Kunstthätigkeit, die unter
Karl IV. in Böhmens Hauptstadt sich entwickelte und dieselbe zu einem höchst
beachtenswerthen Vororte künstlerischen Schaffens im 14. Jahrhunderte erhob,
wird durch die äusserst interessanten und schätzenswerthen Studien Horcicka’s
an gebahnt, welche bedeutend über dem stehen, was Grueber, Die Kathedrale
des hl. Veit zu Prag und die Kunstthätigkeit Kaiser Karls IV., Prag 1869, in
der Behandlung dieses Themas geboten. Die erste derselben behandelt die
Leistungen auf dem Gebiete der Architektur und Plastik. Vor allem wird
nach dem Hinweise, dass die Gothik in Böhmen erst unter den Luxemburgern
zu unbestrittener Herrschaft gelangte und unter Karl IV. die schönsten Denk-
male derselben erstanden, der Prager Bischof Johann IV. von Drazic als
Vorläufer der karolinischen Periode gewürdigt. Zeugnisse seines regen Kunst-
sinnes waren der Neubau der prächtig äusgestatteten bischöflichen Residenz,
die Gründung der Aegidiuskirche des Dominicanerklosters, der kostbare Schmuck
der Gräber des hl. Adalbert und Sylvester im alten Prager Dom und vor allem
die Anlage des Klosters der regulirten Augustinerchorherrn zu Raudnitz, wo
der mit drei Genossen aus Avignon berufene Meister Wilhelm 1333 den Bau
einer Elbebrücke begann und die einheimischen Architekten im Brückenbau
unterwies. Während König Johann sich wenig um künstlerische Bestrebungen
kümmerte, fanden letztere von Seiten seiner Gemahlin Elisabeth, mit deren
Dotationen eine rege Bauthätigkeit in Königsaal im Zusammenhänge stand,
wesentliche Förderung. Vom Geiste der Mutter schien auch der in Frankreich
gebildete Karl durchdrungen, der 1333 den Neubau der Hradschiner Königs-
burg in Angriff nahm und 1335 vollendete; französische Vorbilder sind mass-
gebend. Unter allen Baudenkmalen interessirt namentlich der Prager Dom,
für dessen Meister die in Tomeks Zäklady zusammengestellten Notizen die
Familienverhältnisse Peter Parler’s geschickt einbezogen sind. Nach Charak-
terisirung der Mathias von Arras und Peter Parier zugehörigen Bautheile werden
auf Grundlage der von 1372 —1378 reichenden Solutio hebdomadaria pro
structura templi Pragensis, die in der Bibliothek des Prager Metropolitan-
capitels erhalten ist, sehr interessante Nachrichten über den Baubetrieb, das
 
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