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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0535

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Litteraturbericht.

471

Ein in allen Zügen fesselndes Bild entrollt sich, in welchem man den Sammel-
eifer Karls IV. rücksichtlich der Reliquien genau verfolgen und die Mehrung
seines Schatzes aus allen Gegenden der Welt anstaunen kann, da die Zahl
der Heiligen, von denen er Ueberreste gewann, bald gegen 500 betrug,
deren Reliquien vornehmlich im Prager Dome und in Karlstein aufbewahrt,
in feierlicher Procession in Prag eingeholt und alljährlich an einem besonderen
Festtage zur frommen Verehrung ausgestellt wurden. Soweit dieselben nicht
schon in einer entsprechenden Fassung erworben wurden, liess Karl IV. sich
die würdige Ausstattung hervorragender Stücke besonders angelegen sein,
während die »Reliquiae sanctorum minorum gentium« nur in Schränken oder
Kisten aufbewahrt wurden. Da er vornehmlich Prager Meister zur Fertigung
der Reliquiare heranzog, ist es natürlich, dass eine stattliche Anzahl von
Goldschmieden sich in dieser Periode nachweisen lässt. Manche derselben,
als Fridlinger Nicolaus, Heikeler Nicolaus, Platzinsgut Frenclinus, sind un-
zweifelhaft Deutsche gewesen, die auch noch zu Anfang des 15. Jahrhunderts
vereinzelt unter den Meistern dieses Gewerbes auftreten, wie Heinricus auri-
faber de Egra, Heinricus aurifaber Misnensis , Johannes de Kotbus, Newen-
meister Johannes, aurifaber de Kotbus u. a. Tomeks Zäklady bleiben die
zuverlässigste Basis für die Liste der in den Tagen Karls IV. nachweisbaren
Künstler, welche schon unter demselben zu einer eigenen Genossenschaft zu-
sammentraten und den hl. Eligius zum Patrone wählten, dessen Infel 1378
von Karl V. »nobis aurifabris Pragensibus« zum Geschenke gemacht wurde.
Was diese Meister zu leisten im Stande waren, wird durch eine kurze Wür-
digung der erhaltenen Denkmale dargethan, unter welchen die sogenannte
Pariermonstranz und die Monstranz mit der hl. Katharina von dem Stile des
Dombaumeisters beeinflusst erscheinen und erstere vielleicht sogar auf einen
Entwurf seiner Hand zurückgeht; einzelne Stücke fremder Provenienz werden
stets entsprechend charakterisirt, z. B. das kleinere Kreuz des Domschatzes,
das Papst Urban IV. dem Kaiser schenkte, oder die 1350 dem Dome ge-
schenkte, in Italien oder Südfrankreich erworbene Onyxschale. Der Ansicht,
dass der Admonter Tragaltar, den der Leitomischier Bischof Albert von Stern-
berg 1365 consecrirte, eine Prager Arbeit sei, kann man ohne Bedenken bei-
pflichten; wenigstens hat Ref. von dem Werke selbst den gleichen Eindruck
empfangen. Die Besprechung der wichtigsten Stücke erbringt in der That die
Ueberzeugung, dass die Goldschmiede Prags in der Zeit Karls IV. wahrhaft
mustergiltige Werke schufen, deren reine Formen und geniale Auffassung
noch heute alle Beachtung verdienen.
In selbständigen Abschnitten werden darauf der böhmische Kronschatz,
die deutschen Reichskleinodien, die Reliquienerwerbungen Karls IV. in Süd-
deutschland 1353—1354 und auf dem Römerzuge 1354—1355 behandelt. Den
Hauptgegenstand des ersten bildet die 1347 gefertigte, dem hl. Wenzel ge-
schenkte Krone, deren Formen von französischem Muster beeinflusst sind,
während in dem zweiten nebst Angabe der unwesentlichen Aenderungen, die
Karl IV. an den deutschen Reichskleinodien vornehmen liess, dem Feste der
Ausstellung derselben auf' Grund von Tomeks Zäklady besondere Aufmerksam-
 
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