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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0536
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472

Litteraturbericht.

keit geschenkt ist. Die beiden letzten Theile erweisen sich als detaillirte Aus-
führungen der S. 15 erwähnten Züge, auf denen Karl IV. in Augsburg, Kempten,
Petershausen, St. Gallen, Reichenau, Säckingen, Haslau, Andelach, Ersheim,
Weissenburg, Mainz, Trier, sowie in Aquileja, Padua, Mantua, Mailand, Pisa,
Perugia, Modena und Rom die Mehrung seines Reliquienschatzes sich ange-
legen sein liess.
Leider ist die Untersuchung nicht abgeschlossen, da die späteren Re-
liquienerwerbungen bei der Reise nach den Rheingegenden und Niedersachsen
1356, auf der Krönungsfahrt nach Arelat 1365 und den 1370, 1372 und 1377
nach Italien, Deutschland und Frankreich unternommenen Zügen nicht mehr
berücksichtigt sind; vielleicht hätte sich die Schilderung dieser Reisen am
besten der kurzen Angabe auf S. 15 angeschlossen, weil nach Ansicht des
Ref. dadurch auch die beiden letzten Abschnitte in einen engeren organischen
Zusammenhang mit dem ersten Theile der zweiten Studie gekommen wären.
Jedenfalls hat es aber der Verfasser verstanden, unter gewissenhaftester
Heranziehung der einschlägigen Litteratur — auch der tschechischen — an-
schaulich zu machen, was Architektur, Plastik und Goldschmiedekunst unter
Karl IV. in Prag geschaffen haben. Hoffentlich vervollständigt er bald das
Bild der karolinischen Kunstperiode noch durch eine Arbeit über die Leistungen
auf dem Gebiete der Wand-, Tafel- und Miniaturmalerei und legt mit gleichem
Geschicke und Verständnisse die Einflüsse dar, welche zur eigenthümlichen
Bildung der Prager Schule beigetragen haben.
Prag, im Mai 1886. Joseph Neuwirth.
Kunst und Kunstgewerbe im Stifte St. Florian, von den ältesten
Zeiten bis zur Gegenwart. Von Albin Czerny, regul. Chorherrn und
Bibliothekar. Linz, F. J. Ebenhöch’sche Buchhandlung. 1886. 8°.
Der Verfasser hat sich bereits durch einige Schriften, welche sämmtlich
culturhistorische Stoffe aus der Vergangenheit des Landes Oberösterreich und
insbesondere solche aus der Geschichte seines altberühmten Stifts behandeln,
verdient gemacht, von denen namentlich eine ältere Brochure über die dortige
Bibliothek auch für die kunstgeschichtlichen Forschungen interessantes Material
enthält. Sein neuestes, 319 Seiten umfassendes Buch ist nur dem letzteren
Gebiete entnommen und tritt mit einem geradezu erstaunlichen Reichthum
von urkundlichen Ergebnissen entgegen, welche die Geschichte der Kunst in
Oesterreich in ausserordentlicher Weise fördern.
In chronologischer Folge die Entwicklungsgeschichte der Bauten, der male-
rischen, plastischen und kunstgewerblichen Ausschmückung beleuchtend, bringt
das Werk nicht weniger als bei 350 Namen von Künstlern, welche allein diesem
Stifte ihre Leistungen gewidmet haben, von der romanischen Periode bis in
die Neuzeit. Die Ueberfülle des Materiales ist eine so grosse, dass sich die
Anführungen aus den Urkundentexten drängen und, wie der Verfasser wohl
stillschweigend zugiebt, so manche Anwendung und Verwerthung seines ge-
häuften Stoffes zu Zwecken der allgemeinen kunstgeschichtlichen Darstellung
erst einer weiteren Benützung seines trefflichen Buches vorbehalten bleiben
 
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