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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0538

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474

Litteraturbericht.

in den Mittheilungen des Werkes aus. Sehr kräftig erweist sich selbstver-
ständlich der italienische Einfluss, welcher durch Künstler aus der Gegend von
Como vermittelt wird, durch die Mitglieder der verzweigten Familie Carlone
in der Architektur, die Bussi im Stucco, Turriani in der Malerei etc. Aber
auch der Römer Ghezzi liefert Wichtiges. Von deutschen Blüthestätten der
Kunst hat München Bedeutung, besonders durch den Maler Wolf, Augsburg
als Quelle zahlreicher gewerblicher Producte; der Schlesier Willmann, der
belgische Maler Anton Haustin, der Blumenmaler Bosschaert von Antwerpen,
der Trientiner Maler Rensi und viele andere Fremde begegnen in den Auf-
zeichnungen. Der gleichzeitige, grosse Aufschwung der Künste in Wien war
zwar die Veranlassung zu solcher Prachtentfaltung auch in St. Florian wie
an andern Orten Oesterreichs, gleichwohl finden sich nur wenige und unter-
geordnetere Beziehungen zu dortigen Meistern, welche Erscheinung ihren
natürlichen Grund hat. Für die grossen architektonischen und malerischen
Aufgaben musste man sich mit eigenen, nur für das Stift thätigen Fremden
versehen, denn dergleichen konnten die berühmten Künstler der Hauptstadt
nicht etwa so nebenbei betreiben, welchen damals die bedeutendsten Arbeiten
in Kirchen und Palästen Wiens oblagen, was aber das Kunstgewerbe betrifft,
so gab es zu jener Zeit in der nächsten Umgebung des Stiftes selbst eine so
grosse Menge vortrefflicher Arbeiter, dass mit ihrer Hilfe auch das Prunkvollste
beschafft werden konnte, wie heute noch die köstlichen Tischlerarbeiten eines
Jegg, die prächtigen Eisenarbeiten etc. bekunden.
Auch aus der Renaissanceperiode und aus dem Mittelalter bringt der
Verfasser Werthvolles. Die Baugeschichte der Kirche wie des colossalen Stifts-
gebäudes wird klar dargelegt, sie reicht zurück auf die Kunde von einem Bau
des kunstsinnigen Altmann im 11. Jahrhundert, eine ihr vorausgegangene Kirche
der Karolingischen Zeit und endlich auf die älteste Cellula sancti Floriani ad
puoche (bei den Buchen). Aus der romanischen Epoche ist viel von Minia-
turen die Rede, im 16. Jahrhundert und später beginnt schon die rege Bau-
thätigkeit, welche in der Barokzeit ihren Höhe- und Endpunkt erreichen sollte.
Es ist ein sehr erfreuliches Zeichen, dass derartige Arbeiten neuestens in
Oesterreich sich mehren und namentlich, dass in geistlichen Häusern das
Interesse dafür erwacht. Czerny hat uns mit dieser unsäglich mühsamen und
sorgfältigen Monographie einen grossen Dienst geleistet und ein gutes Beispiel
gegeben, auf welche Weise unsere kunstberühmten Stifte der Reihe nach an
die Erforschung ihrer Hausarchive heranschreiten sollten. Dr. A. Ilg.
Les artistes celebres. Maxime Collignon: Phidias; Gh. Clement: Decamps;
Roger Marx: Henri Regnault; Ch. Cournault: JeanLamour; Paris, librairie
de l’art (J. Rouam), 1886.
Die Sammlung schreitet rehr rüstig vorwärts, und man wird nicht oft
zu klagen haben, dass diese Schnelligkeit die Gediegenheit des Inhalts und der
künstlerischen Ausstattung zum Nachtheile gereiche. Diesmal gewiss nicht.
Die kleine Monographie über Phidias ist eine so glückliche Leistung Gollignon’s,
dass sie ihm für manche archäologische Sünde Vergebung bringen wird.
 
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