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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0555

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Litteraturbericht.

491

Malerei.
Bibliotheque internationale de l’Art. Le livre des peintres de Carei
van Mander. Vie des peintres flamands, hollandais et allemands (1604).
Traduction, notes et commentaires par Henri Hymans. 2 tom. Paris,
librairie de l’art. J. Rouam, 33 Avenue de l’Opera, 1884—85.
Eine Uebersetzung und Erläuterung van Mander’s ist keine anlockende
Arbeit. Schon die Kunstterminologie, welche der Autor anwendet, bietet dem
Uebersetzer sehr grosse Schwierigkeiten. Was bedeuten aber diese gegen die
ungeheure Zahl von Streitfragen, welche sich an die sachlichen Angaben
knüpfen und die Entscheidung oder doch zum mindesten Stellungnahme
heischen. Unbeschadet der Bedeutung der Arbeiten von Crowe und Caval-
caselle, von Pinchart, Ruelen’s, Wauter’s, van Even’s, Weale’s, Taurel’s darf
man sagen, dass kein Capitel der Kunstgeschichte noch so im Argen liegt
wie das der Geschichte der alten niederländischen Malerei. Man braucht
bloss an die alte Schule von Haarlem zu erinnern, von Albert van Ouwater
bis Dierick Bouts, oder an die noch stärker in die Augen springende That-
sache: an die Bestimmung und Umgrenzung des Werkes Memling’s. Nicht
verhehlen darf man dabei, dass von den niederländischen Kunstforschern
selbst der Stilkritik für die Meister des 15. Jahrhunderts noch allzuwenig ernste
eindringende Aufmerksamkeit zugewendet worden ist. Hymans kennt die
lückenhafte Kenntniss jener Kunstperiode besser oder doch so gut, wie irgend
ein Anderer, er hält ja nie zurück, wo es ein Non liquet zu bekennen gibt —
aber das hinderte ihn mit Recht nicht daran, uns den van Mander in einer
lesbaren von der überwuchernden Rhetorik des Originals freien Uebersetzung
vorzulegen, und an die von dem Schriftsteller und Maler vorgebrachten Mit-
theilungen in Form von Noten und Gommentaren Alles zu knüpfen, was ge-
schichtliche Forschung und stilkritisches Urtheil zur Begründung oder Ab-
weisung des niederländischen Vasari zu Tage gefördert haben. Das feinsinnige,
besonnene Urtheil des Uebersetzers und Erklärers, die höfliche, aber doch stets
ins Schwarze treffende Art seiner Polemik, die gleich ausgebreitete Kenntniss
der einschlägigen heimischen wie fremden Litteratur, erzielten einen Erfolg,
dass seine Ausgabe des Schilder Boeck das vollständige Inventar unseres gegen-
wärtigen Wissens der von van Mander behandelten Kunstperiode bedeutet. Ich
spreche dies Urtheil aus, nachdem ich Hymans’ Arbeit seit Jahr und Tag als
Nachschlagebuch benützt, und eine Reihe von Biographien zum Zweck semi-
naristischer Uebungen auf die einschlägige Litteratur hin auf das Genaueste
controllirt habe. — Möge darum diese nicht genug zu rühmende neue van Man-
der-Ausgabe den Beginn einer so erfolgreichen Forschungsperiode für die
altniederländische Kunst bedeuten, wie es die Le Monnier-Ausgabe Vasari’s
für die italienische Kunstgeschichte bedeutet hat. H. J.
Peter Candid, sein Leben und seine Werke. Dargestellt von Dr. Paul
Job. Ree. 2. Bd. der Beiträge zur Kunstgeschichte. Neue Folge. Leipzig,
1885. 8°.
Die sich neuestens in erfreulicher Weise mehrende Monographien-Litte-
ratur, welche einzelne Meister der späteren Kunstepochen zum Gegenstände
 
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