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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0557

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Litteraturbericht.

493

Gandid’s Erscheinen daselbst benützt, scheint uns manches zu enthalten, was
gerade nicht zur Sache gehört. Das leichte Geplänkel gegen Katholicismus und
Rom, welches den Grundton der Abhandlung bildet, hat mit der im Folgenden
zu schildernden Thätigkeit des Künstlers nichts zu thun; viel willkommener
wäre uns an der Stelle eine Schilderung rein kunstgeschichtlicher Zustände,
eine klare Darstellung der Umstände gewesen, aus der sich ergeben hätte,
auf welche Weise sich in so rascher Folge der Uebergang von der noch ganz
mittelalterlichen Kunstweise so vieler Künstler Bayerns unter Albrecht V. zu
der italienischen Spätrenaissance eines Schwarz, Rottenhammer, Bocksberger,
Candido, Gerhard, Sadler, van Aachen, Spranger u. A. vollzog. Der Verfasser,
dessen Erörterungen gerade in stilkritischer Hinsicht sehr gediegene sind, hätte
mit einer solchen Darstellung gewiss etwas Gutes geleistet. Vorzüglich durch-
gearbeitet ist nun das Gapitel, welches Gandid’s Lebensverhältnisse auf der Basis
durchaus neuen Urkundenmaterials schildert. In den folgenden Abschnitten
wird die ausserordentlich fruchtbare Thätigkeit des Künstlers eingehend be-
sprochen und bilden die wichtigsten Gegenstände: der Grottenhof in der
Residenz mit dem schönen Perseusbrunnen, die Arbeiten an der Michaels-
kirche, wonach der Candid zugeschriebene bronzene Michael an der Fat^ade
nicht auf seine Rechnung kommt, — die Werke in der Frauenkirche, in der
Residenz, seine Beschäftigung für die von Herzog Maximilian begründete
Gobelinmanufactur, in Schleissheim, in Landshut und a. a. 0. Ein Verzeichniss
der Handzeichnungen und Stiche macht den Schluss.
Vom Standpunkt der praktischen Benützbarkeit des Buches, — und zwar
umsomehr, als seine Forschungsresultate in einer Anzahl von Fragen seitens
des Localforschers für Süddeutschland und Oesterreich häufig in Beachtung
gezogen werden müssen, haben wir Einiges zu bemängeln. Da das Werk eine
grosse Sichtung hergebrachter Irrthümer bezweckt und auch bewerkstelligt, so
wäre es wünschenswert!}, dass die vom Verfasser als zweifellose Schöpfungen
Gandid’s erkannten und andererseits die unechten in übersichtlicher Weise
zusammen gestellt wären; wenn man hier nach Thatsachen und Ergebnissen
forscht, hat man mühsam zu lesen und zu suchen. Die Werke sollten irgend-
wie katalogmässig anführbar gemacht und im Register nicht bloss nach dem
Gegenstand der Darstellung verzeichnet, sondern nach den Orten alphabetisch
gesammelt sein, überdies wäre ein genaues Namensregister der zahlreich ge-
nannten Personen in hohem Grade wünschenswerth.
Zum Schlüsse noch einige kleine Notizen und gelegentliche Bemerkungen.
Pag. 24 wird ein in Münchner Rechnungen begegnender Bildhauer Namens
Hans Aesslinger erwähnt. Er ist sonst unbekannt, die kunsthistorischen Samm-
lungen des Oesterreichischen Kaiserhauses besitzen aber sein Miniaturporträt
von einem gleichzeitigen, unbekannten Maler, welches aus dem Besitze Erz-
herzogs Ferdinand von Tirol stammt. Pag. 32 bei dem Gitate der alten Be-
nennungen von Malerfarben, wo die Ausdrücke: Rotte presyl, Gelbe presyl
vorkommen, setzt Ree Fragezeichen bei, ebenso bei Opriment (auripigmentum).
Diese Namen sind aber gar keine Geheimnisse (über presyl siehe Eitelberger’s
Quellenschriften IV., Heraclius, III. Buch, Gap. XXXIV. und Note pag. 141).
 
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