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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0559
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Litteraturbericht.

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Ausgabe mit der Hinweglassung des Textes in den Handel zu bringen. Der
hohe Preis (200 Mark) und die geringe Zahl der Exemplare hinderten wieder,
dass das Werk volksthümlich wurde, wie zu sein es würdig und angethan
ist. Da hat nun die Verlagshandlung eine neue billige (50 Mark) Ausgabe
veranstaltet, die an Gediegenheit der Ausstattung nichts zu wünschen übrig
lässt, und die nun wohl auch die Illustrationen Menzel’s, welche eine künst-
lerische Darstellung des Lebens und Geistes der Fridricianischen Epoche im
umfangreichsten Sinne sind, zum beliebten Volksbuche zu machen geeignet
ist. Was den Inhalt betrifft, so staunt man über die Beweglichkeit des Geistes
des Künstlers, bewundert an dem Meister des entschlossensten Zurückgehens
auf die Natur den nie versiegenden Reichthum der Phantasie, der auch das
Phantastische vertraut ist. Aber wie pikant werden diese phantastischen Ge-
staltungen vorhundertjähriger Allegorie und Symbolik (z. B. 27, 76, 77, 113,
117, 118, 127, 155, 173 u. s. w.), die zugleich den Künstler nicht als Illu-
strator des Textes ad verbum, sondern als geistreichen Interpreten desselben
zeigen. Und wie folgt er der feinen Satyre des Textes, die er nur in der
Wirkung schärft, ohne sie des originalen Duftes zu berauben, so z. B. in
den Bildern Nr. 96, 136, 137, 140, 170. Und dann erst Menzel als geschicht-
licher Schilderer — diese prächtigen Bildnisse, diese Scenen aus Krieg und
Frieden! Wie bestimmt eindringlich ist da stets die Schilderung, in jedem,
auch dem kleinsten —■ eine künstlerische That aus concentrirtem Innern heraus.
Was die Ausführung betrifft, so zeigt auch hier jedes Blatt, dass Menzel
ohne selbst das Schneidemesser in die Hand zu nehmen, zu den Reformatoren
des deutschen Holzschnittes gehört. Und zwar geht von ihm jene Richtung
aus, die in der Zukunft das meiste Heil zu hoffen hat. Menzel’s Schnitte sind
so farbig in der Wirkung, dass sie uns oft an Rembrandt’s Radirungen er-
innern und ihre Ausführung macht bei aller Sicherheit so sehr den Eindruck
des Freien, ja Kecken, dass wir staunen, wie haarscharf der schaffende Künst-
ler die Grenzen des Materials kannte, dessen Leistungsfähigkeit bis zur letzten
Wirkung anspannte; allerdings wir bewundern auch die Sicherheit, mit welcher
die nachschaffenden Künstler das Schneidemesser zu führen wussten. Diese
Illustrationen zu Friedrichs des Grossen Werken sind ein Triumph deutscher
Holzschneidekunst, um dem uns andere Völker beneiden werden.
Ludwig Pietsch hat einen knappen Text zu der Ausgabe geschrieben,
der alles zum Verständniss der einzelnen Blätter Nöthige bietet.
Ergänzungsheft zu Andresen-Wessely’s Handbuch für Kupferstich-
sammler, enthaltend die seit 1873 erschienenen hervorragenden Blätter
nebst zahlreichen Nachträgen zum Hauptwerke. Bearbeitet von J. E. Wes-
sely. Leipzig, T. O. Weigel, 1885. 120 S. 8°.
Andresen-Wessely’s Handbuch kommt ein wissenschaftlicher Werth nicht
zu. Von dem ist auch beim Ergänzungshefte abzusehen. Seine Existenz-
berechtigung kann daher nur in der praktischen Verwendbarkeit liegen. Mit
einer gewissen Einschränkung ist dies in der That auch der Fall. Es gab
von jeher und gibt auch jetzt noch manche mehr oder weniger gebildete und
reiche Leute, welche ihr Geld und ihre freie Zeit dem Sammeln von Kupfer-
 
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