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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0562

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498

Litteraturbericht.

Jedes Heft enthält vier Radiriingen äusser Text, dann einige Zinko-
graphien und Holzschnitte — auch die Herstellung der letzteren sind nur
den bewährtesten Instituten anvertraut. H. J.
Le salon-artiste. Album de dessins originaux d’apräs les oeuvres
exposees executees par les artistes exclusivement pour cet ou-
vrage. Paris, Maison Quantin, 7 Rue Saint-Benoit 1886.
Im vorigen Jahre gab das Haus Quantin zum erstenmal das Album
heraus, das eine Erinnerung an den Salon bilden sollte. Die Unternehmung
hatte Erfolg, und so erscheint denn der zweite Jahrgang. Man darf nicht
zu viel verlangen: aus den Tausenden der ausgestellten Nummern konnte doch
nur eine beschränkte Anzahl ausgewählt werden, und die Auswahl dürfte
nicht immer frei gewesen sein. So ist die Plastik, die gerade im dies-
jährigen Salon sich glänzend darstellte, im Album nur durch eine ver-
schwindend kleine Anzahl von Nummern vertreten, und unter diesen mangeln
die, welche die grosse Aufmerksamkeit auf sich zogen, wie z. B. Mercie’s
Gruppe des Louis Philippe und der Königin Marie Amelie oder Peynot’s Pro
Patria, oder Paul Dubois’ Connetable Anne de Montmorency. Von den aus-
gestellten Gemälden fehlen gleichfalls viele, welche aus der Sündfluth von
Bildern durch besondere künstlerische Eigenheiten hervorragten und die Be-
sucher zum Stillstehen zwangen. Man kann von den Impressionisten schweigen,
die doch nur durch das Bild wirken können und wollen, aber es fehlen auch
Namen wie Beraud, Gabanel, Constant, Jules Breton, Benouville u. s. w. Die
fremden Künstler sind von dieser Publication überhaupt ausgeschlossen, doch
es fehlt auch Heilbuth, der ja längst ganz Franzose geworden ist. Aber viel-
leicht sollte es gar nicht die Aufgabe des Albums sein, das ganz bestimmte,
für die Geschichte verwerthbare Bild des Salon zu geben. Als Erinnerung
bleibt das Album interessant und werthvoll. Sämmtliche Illustrationen sind
nach den von den Künstlern selbst nach ihren ausgestellten Gemälden her-
gestellten Skizzen angefertigt. Auch wo die Künstler die Gomposition für die
kleine Skizze vereinfachten, z. B. Puvis de Ghavanne in seiner Christlichen
Inspiration, irrthümlich im Album als Vision antique (das ausgestellte Gegen-
stück) bezeichnet, bleibt doch der Kern unangefochten, und wir erhalten den
so prickelnden Reiz, welcher gewöhnlich die erste Handschrift des Künstlers, die
Skizze, auszeichnet. Ueberdies sind die 191 ausgewählten Nummern doch im
Stande, auch dem, welcher den Salon nicht besuchte, belehrenden und er-
götzenden Aufschluss über die Richtungen und Strömungen der französischen
Kunst der Gegenwart zu geben. Da auch der Preis des Albums — es enthält
nur die Illustrationen, keinen Text — sehr niedrig gestellt ist (4 Mark), so
wird dasselbe wohl verdiente Gunst finden und im nächsten Frühling der
dritte Jahrgang nicht ausbleiben.
 
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