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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0563

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Notizen.

[Die Fundamentirung des Campanile von S. Marco.] Im letzten
Bande des Archivio veneto (XXIX, Jahrg. 1885) theilt Giac. Boni, der im
Auftrage des Bostoner Architekten G. H. Blackall im Juli v. J. Nachgrabungen
veranstaltete, um über die Art der Gründung des Campanile von S.Marco
Aufschluss zu erhalten, die interessanten Resultate seiner Untersuchungen mit.
In der Tiefe von 72 Centimetern unter der gegenwärtigen Pflasterung stiess
man auf ein altes Pflaster, bestehend aus auf hoher Kante liegenden Back-
steinen. Ueber dessen Niveau zeigt die Mauerung fünf treppenartig abgestufte
Quaderschichten in der Gesammthöhe von 1.34 Meter, als Unterlage des dar-
auf gesetzten Backsteinmauerwerks des Thurmkörpers, welche ehemals alle zu
Tage lagen, während jetzt blos dritthalb Stufen über das gegenwärtige Pflaster
herausragen. Unter der letzten Treppenstufe beginnt das eigentliche Funda-
ment, bestehend in sieben Schichten Quadern verschiedener Stärke (zwischen
0.31 und 0.90 Gentimeter), im Ganzen einen Mauerklotz von 3.44 Meter Höhe
bildend, so dass also der gegen hundert Meter hohe Thurm auf einer Stein-
untermauerung von 4.78 Meter Stärke ruht, welche hinwieder die Last mittelst
eines horizontalen Dielenrostes von 24 Centimeter Höhe auf die nebeneinander
eingerammten Piloten von 26 Gtm. Durchmesser und endlich auf die ausser-
gewöhnlich dichte Thonschichte überträgt, woraus der Boden besteht. Dieser
letzteren ist es zuzuschreiben, dass trotz der ungeheuren auf ihr liegenden Last
von ungefähr 10 Millionen Kilogrammen der Thurm während seines nahe
tausendjährigen Bestandes kaum merklich aus der senkrechten Lage gewichen
ist. Das Steinmaterial der Grundmauerung ist sehr verschieden: es sind darunter
zwei verschiedene Sandsteinarten, mehrere Feldspatgesteine, Veroneser und
Istrianer Kalkstein und zweierlei Trachite vertreten. Der horizontale Rost, aus
zwei Schichten kreuzweis übereinander gelegter eichener Dielen von je 0.12 Gtm.
Höhe bestehend, zeigte sich ziemlich vermorscht, die senkrechten Pfähle aus
Weisspappelholz merkwürdig wohl erhalten, aber nicht verhärtert, was dem
Umstande zuzuschreiben ist, dass die letzteren von der dichten Thonschichte,
der erstere dagegen von dem lockeren Materiale der Baugrube umgeben waren.
Die hiebei verwendeten Holzarten stammen aus der unmittelbaren Nachbar-
schaft der Lagunen; erst später, als sich die Herrschaft der Republik bis an
 
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