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Repertorium für Kunstwissenschaft — 12.1889

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Heft 2
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Rahn, J. Rudolf: Die Malereien aus dem Renaissance-Zeitalter in der italienischen Schweiz
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https://doi.org/10.11588/diglit.66021#0165
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Die Malereien aus dem Renaissance-Zeitalter in der italienischen Schweiz. 133
einen Halbpolygons ist modern, in dem anderen ist ein grausiges Martyrium
geschildert. Einer hl. Frau hat man die Hände abgeschlagen, nun wird sie
geköpft, daneben liegt ein enthaupteter Knabe und ein zweiter wird erdolcht.
Von den Gewölben des Vorraumes sind drei mit den Evangelisten, Kirchenvätern,
Propheten und Heiligen geschmückt, in dem vierten Joche ist die Trinität von
Heiligen umgeben. An dem Gewölbe des Schiffes sind die Namen der Maler
verzeichnet und eine zweite Inschrift gegenüber gibt die Ursache und das
Datum des Neubaues an 36). Die Katastrophe, der die alte Anlage zum Opfer
fiel, erklärt die Vorsichtsmassregeln, die bei dem Neubau getroffen worden sind.
Das Kirchlein wurde mit dem Chore nach Süden orientirt und der Ostseite
des Schiffes, wie derjenigen des Thurmes, da sie gegen den gefahrdrohenden
Berghang gerichtet sind, ein Lawinenbrecher vorgebaut.
Endlich haben die Tarilli in dem hoch oberhalb Airolo gelegenen Ora-
torio von Brugnasco geradezu mit Consecjuenz die mittelalterliche Gliederung
eines Gemäldecyklus wiederholt. Unter dem Vorsitze Gott Vaters, dessen Bild,
umgeben von den Evangelisten, die Wölbung schmückt, kommt den Titular-
patronen SS. Barnaba und Sebastian der erste Rang an den Schrägseiten des
Chores zu. An der Leibung des Scheidebogens rahmen kreisrunde Medaillons
die Brustbilder der Propheten Jonas, Ezechiel, Jeremias und Oseas ein. Dann
folgt an der westlichen Eingangswand als bedeutsame Mahnung die Darstellung
des jüngsten Gerichtes. Die Krönung Mariä nimmt die Mitte des Spiegelgewölbes
ein, während an den Langwänden, nach mittelalterlichem Vorgänge, als neu-
testamentliche Scenen die Geburt des Heilandes und das Abendmahl den
Begebenheiten aus der Legende des Titularpatronen gegenübergestellt sind:
S. Barnaba fu lapidato e morto; der hl. Priester, um dessen Hals ein Tau
geschlungen ist, wird gesteinigt, dann sieht man den Todten mit der Schlinge
wieder, wie er lang über einem Feuer ausgestreckt liegt: S. Barnaba fu posto
nel foco (sic) et per virtu divina non pote abrusciare. Zwischen diesen beiden
Scenen sind die hl. Katharina und Antonius gemalt, gegenüber an der Süd-
seite befindet sich die Inschrift, welche die Maler nennt 37).

36) IO : BAPTISTA TARILLIVS | DE GVREIA VALLIS LVGANI | ET CI-
PRIANVS EIVSDEM FI- | LIVS PINGEBANT . ANNO . 1601. Die andere Inschrift
meldet: Anno 1594 Die 17 Janvarij in nocte deciderunt nives de montibus hic
supereminentibus per vallem et ecclesiam in hoc eodem loco sed alia forma, una
cum domo Parochi ecclesiae huic viciniori funditus destruxerunt et in Ticinium
transportärüt. Anno 1599 ex reditihus dictae ecclesiae fuit reaedificata et anno
1601 his picturis ornata. Wären doch die Alten immer so gesprächig gewesen!
37) GIO; BATTISTA TARILLI ET SVO FIOLO (sic) | GIOVAN DOMENICO
DI CVREIA DI VAL LVGANO | HANNO DEPINTO QVESTO ORATOPJO | L’ANNO
DEL 1608. Endlich ist dem Stil der Tarilli auch der Charakter der überarbeiteten
Malereien in der Pfarrkirche von Campo im Bleniothale verwandt. Die Anlage
des Chors besteht aus zwei nebeneinander befindlichen Gewölbequadraten, die sich
schiffwärts mit zwei von einer Mittelsäule getragenen Rundbögen öffnen. Jede der
drei Gurten ist mit den Halbfiguren von je vier Propheten geschmückt. Von den
Gewölben zeigt das nördliche die Bilder der Evangelisten, das andere Gott Vater
 
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