Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 21.1898

DOI Artikel:
Frizzoni, Gustavo: Zu den vermeinten Zeichnungen Pinturicchio's für das Appartamento Borgia
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.68268#0296
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zu den vermeinten Zeichnungen Pinturicchio’s
für das Appartamento Borgia.

Ueber das Verdienst, die Zeitschrift „l’Arte“ ins Leben gerufen
zu haben, wird von anderer Seite berichtet. Was sich im Ganzen als
recht lobenswerth herausstellt, ist die gute und reichhaltige Eintheilung
des gesummten, leicht zu übersehenden Stoffes, so wie es sich für eine
Fachzeitung ziemt, die ihre Aufgabe in erschöpfender Weise zu lösen sich
bestrebt. Dass der bekannte Gelehrte, Prof. Adolph Venturi, der rechte
Mann ist, sich einer solchen Aufgabe zu unterziehen, unterliegt keinem
Zweifel. — Unter den den Haupttext bildenden Artikeln befindet sich einer
vom Herausgeber selbst, überschrieben: Adolfo Venturi, Zeichnungen von
Pinturicchio für das Appartamento Borgia im Vatican. Dieser Artikel ist
berechtigt, schon seines Inhaltes wegen die Leser am meisten zu inter-
essiren. Nichts konnte den Kunstbeflissenen erwünschter sein, als ein
Nachweis ursprünglicher Vorlagen zu den berühmten Fresken, womit Pin-
turicchio die grossen Räume des Appartamento in Rom schmückte. Die
Entdeckung Venturi’s ist in der That anregend. Sie weist den augen-
scheinlichsten Zusammenhang nach zweier Figuren in orientalischer Tracht
auf dem Wandgemälde und zweier Zeichnungen in Frankfurt a. M. und im
British Museum. Ausserdem hat Venturi richtig auf den Zusammenhang
hingewiesen, welcher zwischen einer Folge von sieben Federzeichnungen
(orientalische Trachten darstellend) und den genannten Wandmalereien
besteht. Diese Zeichnungen befinden sich in drei verschiedenen Samm-
lungen und zu ihnen gehören auch die oben erwähnten beiden Figuren.
Leider hat er aber in diesem Falle keine gründliche Kritik geübt,
da er diese Folge von Blättern dem Pinturicchio vindiciren ’ zu müssen
glaubte. Er hat sich dazu von einer gar zu äusserlichen Anschauung ver-
leiten lassen. Denn wollte man sich in der That die Frage stellen, ob es
annehmbar ist, dass Pinturicchio der Urheber der Zeichnungen sei oder dass
er dieselben anderswoher genommen, um ein paar Trachten gelegentlich
in seinen Compositionen zu verwerthen, so müsste nach kurzer Ueber-
legung die Antwort zu Gunsten der letzteren Ansicht ausfallen. Man
müsste sonst geradezu Alles verleugnen, was bis jetzt als massgebend für
diesen Künstler angesehen worden — auch wenn man von dem reichen
 
Annotationen