Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1848

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0328
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
marschircn. Neber die dortigen Vorfälle ist hier immer noch
nichts Sicheres bekannt.
Hannover, 19. Juni. Bei gefangenen Dänen hat man
eine Art von Geschoß für das kleine Gewehr gefunden, das
näher bekannt zu werden verdient. Mit der Bleikugel ist
nämlich ein Stück Eisenblech in Verbindung gebracht, welches
scharfe Kanten und spitze, fast widerhakcnartige Ecken hat. Da
es zur Sicherheit des Schusses gewiß nicht beiträgt, so kann
es nur den Zweck haben, die Wunden schmerzhafter und ge-
fährlicher zu machen. Etwas Aehnliches würde man durch Vcr-
gifien der Kugeln erreichen können.
Prag, 17. Juni. Die Stadt ist in Belagerungszustand
erklärt, alle Gerichtsbarkeiten sind außer Wirksamkeit; die
Altstadt Prag hat sich noch nicht ergeben; vorgestern den 15.
wurde sie vom Lorenziberge, Belvedere und Wischehrad mit
Scchspfündern sechs Stunden beschossen. Vom 16. auf den
17. Nachts hat man die Altstadt durch Brandraketen in Brand
gesteckt; es brennen jetzt die Mühlen, der Wasserthurm und
noch mehrere Häuser. Es ist schrecklich! — kein Mensch eilt
zu retten, kein Thürmer gibt mehr ein Zeichen. Der russische
Hof, denen man sich unterwerfen wollte, hat der Negierung die
Verschwörung entdeckt. Das Haupt der Verschwörung wurde
gefangen, man hat sich seiner Papiere bemächtigt, vermöge
welcher am 15. alle k. k. Beamten und Herrschaften ermordet
werden sollten. Es ist Baron Vilani. Graf Buquoy wurde
gestern fcstgenommen; das Standrecht wurde publizirt. Die
Proletarier stürmten die Spitäler und Kasernen; doch auf die
Klcinscite können sie nicht herüberdringen, La 25,000 Mann
sich dort befinden. (N. C.)
P est h, 10. Juni. Das Ministerium hat beschlossen, 30,000
Mann gegen Kroatien in Bewegung zu setzen, dieses aber
vorläufig nur durch Defenfivstellungen cinzuschließen, bis die
unausbleibliche Gelegenheit sich darbietet, ohne großes Blut
vergießen den Ban und seine Partei mit Einem Schlage zu
erdrücken. Als Orerationspunkt.werden die festen Plätze Pe-
terwardein, Essek, Temcswar, Broad, Gradiska und Waracdien
dienen. Unser Kriegeminister will, wie es heißt, selbst auf den
Schauplatz sich begeben. Dem Ban stehen augenscheinlich keine
hinlänglichen Widerstaudemittel zu Gebote, auch soll cs ihm
an den nöthigen Geldfonds fehlen. (D. A. Z.)
Ausländische achricdtc".
« Frankreich. In Folge der schlechten Wirthschaft des
Exkönigs Ludwig Philipp und der verwickelten Verhältnisse
hat sich die gegenwärtige französische Negierung gcnöthigt ge-
sehen, einstweilen eine Zusatzsteuer von 45 Centimes cinzu
führen. Die Erhebung derselben hat aber bereits in Gueret
und Nimes zu Unruhen geführt und Perpignan ist deshalb
in Belagerungszustand versetzt. Diese bedauerlichen Vorgänge
lassen die Lage Frankreichs in trübem Lichte erscheinen. - Es
ist wahrscheinlich, daß in nächster Zeit mit den Systemen der
Phalansterianer, Jcarier, Socialisten von allen Farben prak-
tische Versuche im Großen gemacht werden.
300 Bataillone Nationalgarden werden durch Beschluß
der Regierung mobil gemacht. Von 25 — 35 Jahren ist Alles
zum Dienst dabei verpflichtet. Die Negierung will dicke Bür-
Iledigirt unter Verantwortlichkeit von G. M. Nenner.

gertruppcn zum Dienst im Innern des Landes, und die regel-
mäßige Militärmacht für die Festungen und das Schlachtfeld
verwenden.

M i s c e l l e n.

(Kurzer Prozeß!) Die Erekutionstruppen, die von Stutt-
gart nach Heilbronn geschickt wurden, um die Entwaffnung des dorti-
ge» 8. Regiments und der Bürgerwehr vorzunehmen, sollen den Be-
fehl gehabt haben, bei der geringsten Weigerung das ganze
Regiment nied crz us ch i eßen!! Dieser Befehl war durch den
Mann von „Gottes Gnade" gegeben, es kam nur noch daraufan,
ihn durch „Gottes Gnade" a u szukühre n. Er kam indessen trotz
der Verweigerung nicht zur Ausführung, denn der Cvmandeur
der Erckutionsarmee, der nebenbei gesagt, ein Schwabe, aber 40Zahre
alt ist, war so pfiffig, einzusehen, daß wenn er hinschieße, man das
Herschießen nicht unterlaßen wurde!

Nenzingen, Amts Stockach. Die hiesigen Einwohner wurden
kürzlich noch in tiefer Dämmerung durch die Schelle aufgeschreckt und
wegen der ungewohnten Tageszeit in die gespannteste Erwartung ver-
setzt. Der Mund des Herolds that sich auf und verbot den sungen
unverheirathetcn Mädchen bei Vermeidung einer Strafe von 30 kr.
sich nach dem Abendläuten noch auf der Straße sehen zu lassen Als
Grund zu dieser Maßregel, einem Ausfluß der Machtvollkommenheit
unsrer löbl. Polizei, diene der Umstand, daß gegenwärtig sich eine
ziemliche Anzahl junger, hübscher und lebenslustiger bairischer Reiter
dahier im Standquartieer befinden.

»Anzoistzc als Quittin:«;.
Für die unglücklichen deutschen Flüchtlinge in Frankreich
sind bei der Redaktion d. Bl. ferner eingegangen:
Uebertrag 46 fl. 23 kr.
Von Frau P. 3 ff -
Im Ganzen 49 fl. 23 kr.
Zur Empfangnahme weiterer Veikäge erklären wir uns
gerne bereit. Die Redaktion.

(Anzeige.) Der Unterzeichnete beehrt sich hiermit seinen Freun-
den und Gönnern die ergebenste Anzeige zu machen, daß er das Ge-
schäft seines verstorbenen Bruders Christian Wern er übernommen
und bittet, das demselben geschenkte Zutrauen auf ihn übertragen
zu wollen, unter Zusicherung reeller und billiger Bedienung.
I. Werner, Säcklermeister,
wohnhaft am Ludwigsplatz, bei Herrn
Gürtler Martin.

An die Deutschkatholiken und ihre Freunde.
Zur Abhaltung unseres Dank- und Gründungsfestes haben
unsere cvangel. Brüder uns die Providenzkirche cingeräumt.
Wir laden daher unsere Gemeindeangehörigen und Freunde
auf nächsten Sonntag, den 25., Vormittags 9 Uhr, zu dem
in dieser Kirche stattfindenden Gottesdienste und gemeinsamen
Feier des h. Abendmahles freundlichst ein.
Heidelberg, 22. Juni 1J48.
Der Vorstand der deutschkathol. Gemeinde:
K ü ch l e r.
L Ncckarwasserwärme: 17 Grad. Z
-- Heinrich Bootz.

Druck von Renner L» Wolff in Heidelberg
 
Annotationen