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Reuleaux, Franz
Briefe aus Philadelphia — Braunschweig, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.1365#0016
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6 Erster Brief.
Kunstwerke sich bei der Annahme dieser Bilder gedacht!
Und wieder in der Maschinenhalle: sieben Achtel des Rau-
mes, so scheint es, für Krupps Riesenkanonen, die ^killing-
machines«, wie man sie genannt hat, hergegeben, die da
zwischen all' dem friedlichen Werk, das die anderen Natio-
nen gesandt haben, wie eine Drohung slehen! Ist das wirk-
lich der Ausdruck von Deutschlands »Mission«? Muss man
nicht den Chauvinismus und Byzantinismus als bei uns in
höchster Bliithe slehend annehmen? Zwingen wir nicht die
sremden Nationen geradezu zu dieser Annahme?
Dritter Satz: Mangel an Geschmack im Kunstgewerb-
lichen, Mangel an Fortsehritt im rein Technischen. Wiederum
mussen wir an unsere Brust schlagen. Wiederum mussen wir
auf die Wichtigkeit der Bestrebungen des Gewerbemuseums,
auf das geringe Entgegenkommen hinweisen, welches unser
Handelsminister in seiner warmen Fürsorge für diese Frage
bei der Industrie findet. »Bei allen Nationen, die auf der
Ausstellung vertreten sind,« sagen die Tadler, »haben wir
etwas zu lernen gefunden, in Deutschland nichts!« Hart,
aber beinahe ganz wahr!
Diese sind die drei Hauptargumente, welche gegen uns
erhoben werden. Ich werde nächstens versuchen, bei nähe-
rer Analyse die trostreichen Ausnahmen hervorzuheben; im
allgemeinen aber vermag ich den Vorwürfen nicht zu wider-
sprechen und kann nur den Wunseh äussern, es möchten
recht viele deutsehe Industrielle herüberkommen, um zu
sehen, wie viel wir zu lernen und wie viel wir zu vergessen
haben. /
 
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