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Reuleaux, Franz
Briefe aus Philadelphia — Braunschweig, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.1365#0025
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Dritter Brief. 15
nen mag, wo der Kaufmann der Besteller, der kleine Indu-
strielle der Arbeitende ist. Ein neues Waarenmuster kommt
an. Der Industriekaufmann geht damit zum Kleinmeister A
und fragt ihn: Zu welchem kleinsten Preise, merke wohl
auf, kannst du mir das Gross von dieser Waare liefern?
Nachdem er den Preis erfahren, geht er zum Konkurrenten
B und sagt ihm: A liefert mir das Gross von dieser Waare
zu dem und dem Preise; was forderst du, sieh, die Bestel-
lung ist schön! B fordert darauf weniger als A, welcher
der bessere Arbeiter von beiden ist. Nun kehrt der Indu-
striekaufmann zu A zurück und erlangt jetzt von diesem
eine abermalige Preisverminderung, so sauer sie auch wer-
den mag. Das ist das stille, in der Tiefe vor sich gehende
Submissionsverfahren, immer wieder die Aeusserung des
einen eingesseischten, verderblichen Grundsatzes der Preis-
konkurrenz. —
Denn was kann hierbei aus der Waare werden, wohin
geräth die Tüchtigkeit der Leistung, woher soll die Fähig-
keit, woher der Muth kommen, es in der Tüchtigkeit mit
anderen aufzunehmen! Woher soll dem Industriellen, bis
zum obersten. Fabrikanten hinauf, die Lust zur Beschickung
der Ausstellungen kommen, während er im Kampf mit sei-
nem Preiskonkurrenten, der nicht sein Qualitätskonkurrent
ist, zähneknirschend sich abmüht! In der That, die Schritte
auf dem abschüssigen Wege der blossen Konkurrenz durch
Preis können nicht anders als weiter und weiter hinweg-
führen von dem anfänglichen Nachbar, dem Konkurrenten
durch Qualität.
Solche Zeitpunkte der Rück- und Umschau nach den
Nachbarn sind aber die Weltausstellungen. Wer sie betritt,
wohl oder übel, er muss sich gefallen lassen, dass der Mass-
stab des Fortsehritts an seine Werke gelegt werde. Dass
 
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