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Reuleaux, Franz
Briefe aus Philadelphia — Braunschweig, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.1365#0068
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58 Siebenter Brief.
das Streben nach Verfeinerung des Geschmacks sür Bau-
werke allgemein ist.
Jene Sonderbarkeiten sind indessen dem Nordamerikaner
nicht mehr völlig unbewusst. Schon länger sind sie dem
Gebildeten aufgefallen; rasch mehrt sich, das merkt man,
die ästhetische Erkenntniss. Ausländische Meister werden
herangezogen, hiesige Künstler bilden sich in Europa aus.
Deshalb ist nicht zu zweifeln, dass in nicht zu langer Zeit
ein besserer Baustil Platz greifen wird, oder genauer gesagt,
dass das ästhetische Architekturgefühl dieses Volkes, wel-
ches in den reinen Nutzbauten, wie Brücken und weiten
Hallen, bereits so Erstaunliches und Hervorragendes gelei-
stet hat, sich ausbilden und entfalten werde. Dieses Gefühl
zeigt sich bereits in einzelnen Genres, wie dem Landhause,
der Cottage, die mit einem Reiz der Heimathlichkeit, der
Familienwohnlichkeit geschmückt ist, den wir uns nur zum
Muster nehmen können. Auch in den Möbeln sind — vielleicht
aus herübergebrachten englischen Reminiscenzen — gute
Formen gebräuchlich, die mit vorzüglicher Schreinerarbeit
und tresflichem Material zusammen die amerikanischen Zim-
mer im Privathause höchst angenehm machen. Vorzügliches
zeigt die Ausstellung. Dann aber haben die Amerikaner,
obwohl stolz auf ihre hohe Tüchtigkeit im Technischen,
sich auch hinsichtlich der kleinen kunstgewerblichen Erzeug-
nisse nicht verblenden lassen gegen ihre Lücken im Aesthe-
tischen. Namentlich hat die Ausstellung in dieser Richtung
gewirkt, wie die schon erwähnte Errichtung eines gross-
artigen Gewerbemuseums in Philadelphia beweist. Bedeu-
tende Ankäufe für dasselbe sind auf der Ausstellung abge-
schlossen worden. Sie werden von einem Komite von Kunst-
kennern geleitet. Die grauen' Zettel, welche besagen: Pur-
chased by the Pensylvanian Mufeum of Indußrie and
 
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