tm, welchen der Geschmack der Zeit forderte, warm unserm
Melster noch fremd, aber der Geist belebte ihn schon, und er
wußte ohne sie ähnliche Erfolge zu erlaugen.
Auffalleud ift die Anwenduug gleichhoher Schiffe. Die
romanische Architektur hielt fast überall den Typus der Ba-
silika auch darin fest, daß die Wand des Hauptsihiffes mit
ihreu Fenstern über die Seitenschiffe hinausragte. Der reiche
gothische Styl behielt dies bei, und wußte es sehr glücklich zu
benutzen. Durch seine unumschränkte Herrschaft umerdrückte
er aüe Abweichungm in dieser Beziehung, die in einzelnen
Gegenden aufgekommen waren, so auch die gleiche Höhe der
Kirchenschiffe. Jm südlichen und westlichen Frankreich war
diese Forin früher sehr beliebt gewesen, nach dem Eiudriugm
des gothischen Styls verschwand sie fast gauz. Nur Deutsch-
land macht hierin eiue Ausnahme. An vorgolhischen Bauten
kommt hier die gleiche Höhe der Schiffe höchft selten vor; die
Bartholomäus-Capelle uud der Dom in Paderborn, die Lud-
gerikirche in Münster und endlich unsere Capelle sind wohl
die einzigen Beispiele, während die gothischen Bauten theils
schon im dreizehnten, besonders im vierzehntm Jahrhuudert
überaus häufig in dieser Weise gebaut sind. Es ist merkwür-
dig, daß diese Form, welche in Frankreich dem gothischm
Style wich, hier mit einem diesem Style verwandten Bestre-
ben in Verbindung steht. Nicht sehr lange nach dem Ra-
mersdorfer Bau (1235) sinden wir sie an eineni Gebäude
des entschiedenen gothischen Styls und zwar an einem sehr
bedeutenden und vollmdelm, an der Elisabethkirche zu
Marburg. Dieses ausgezeichuete Werk, offmbar aus einer
selbstständigen Ersindung hervorgegangm, fand vielfache Nach-
ahmung, und über eiuen großen Theil Deutschlands, nament-
lich über den ganzm Norden und Osten, verbreitete sich bei-
des zugleich und verbunden, der gothische Styl und die gleiche
Höhe der Schiffe. Es bildete dies eine eigene Gattung dieses
Styls, welche ausschließlich Deutschland angehört, und sich
N i