wie mächüger Zwcmg fremder Satzung nmgaben und zusam-
menhielten; er bewirkte dies, indem er das Ganze behandelte,
als ob es nur aus senkrechten Gliedern bestehe. Dieses Aus-
kuuftmittel kannte unser Meister nicht; den Zweck erreichte er
dennoch. Er wich von dem Herkommen, die Seitenschiffe nie-
driger zu halteu als das Mittelschiss, ab, vermied also die
wichtigste horizoutale Linie, welche auch dem gothischen Bau
blieb, und gab den Säulen, welche die Schiffe scheiden, eine
ungeu'öhnliche Leichtigkeit. Dabei bewahrte er aber alle Vor-
theile einer solchen horizontalen Durchschneidung, indem er
zwei Stockwerke durch die Uebereinstimmung einzelner Punkte
in derselben Höhe andeutete. Eine fortlaufende Linie würde
hier, wo keine technische Nothwendigkeit sie hervorrief, will-
kürlich und schwerfällig erschienen seiu; jene leichte Andeutung
durch wiederkehrende Punkte spricht uns an, wie die unwill-
kürliche Aeußerung eines innern Gesetzes, nach welchem der
kernhafte Stamm sich vben freier entwickelt, und das dann in
der noch reichern Schwingung des Gewölbes seineu Abschluß
erhält. Wir sinden also eine durchaus harmonische Entfal-
tung in allen Richtuugen, sowohl horizontal wie vertikal.
Ueber den Zeitpunkt des Baues haben wir keine urkund-
lichen Nachrichten; aus der Vergleichung der Details mit an-
dern, namentlich rheinischen Bauten können wir mit ziemli-
cher Sicherheit schließen, daß er ungefähr um das Zahr 1200
entstandeu sei, wie dies Herr v. Lassaulr schou angenom-
men hat. Er fällt also in die Zeit kurz vor dem Erscheinen
des eigentlicheu gothischen Styls, etwa dreißig bis vierzig
Jahre friiher, und giebt ein sehr merkwürdiges Beispiel, in
welchem Grade und mit welcher Entschiedenheit der Geist die-
ses Styles sich regte, ehe er die ihm angemessensten Formen
gefunden hatte. Die leicht gegliederten Pfeiler und Prosile,
der Spitzbogen, die durchbrochene Steinarbeit der.Fenster, die
äußern Streben u. s. f., alle diese Formen, welche, als sie
herrschend geworden, den Ausdruck unvernieidlich hervorbrach-
menhielten; er bewirkte dies, indem er das Ganze behandelte,
als ob es nur aus senkrechten Gliedern bestehe. Dieses Aus-
kuuftmittel kannte unser Meister nicht; den Zweck erreichte er
dennoch. Er wich von dem Herkommen, die Seitenschiffe nie-
driger zu halteu als das Mittelschiss, ab, vermied also die
wichtigste horizoutale Linie, welche auch dem gothischen Bau
blieb, und gab den Säulen, welche die Schiffe scheiden, eine
ungeu'öhnliche Leichtigkeit. Dabei bewahrte er aber alle Vor-
theile einer solchen horizontalen Durchschneidung, indem er
zwei Stockwerke durch die Uebereinstimmung einzelner Punkte
in derselben Höhe andeutete. Eine fortlaufende Linie würde
hier, wo keine technische Nothwendigkeit sie hervorrief, will-
kürlich und schwerfällig erschienen seiu; jene leichte Andeutung
durch wiederkehrende Punkte spricht uns an, wie die unwill-
kürliche Aeußerung eines innern Gesetzes, nach welchem der
kernhafte Stamm sich vben freier entwickelt, und das dann in
der noch reichern Schwingung des Gewölbes seineu Abschluß
erhält. Wir sinden also eine durchaus harmonische Entfal-
tung in allen Richtuugen, sowohl horizontal wie vertikal.
Ueber den Zeitpunkt des Baues haben wir keine urkund-
lichen Nachrichten; aus der Vergleichung der Details mit an-
dern, namentlich rheinischen Bauten können wir mit ziemli-
cher Sicherheit schließen, daß er ungefähr um das Zahr 1200
entstandeu sei, wie dies Herr v. Lassaulr schou angenom-
men hat. Er fällt also in die Zeit kurz vor dem Erscheinen
des eigentlicheu gothischen Styls, etwa dreißig bis vierzig
Jahre friiher, und giebt ein sehr merkwürdiges Beispiel, in
welchem Grade und mit welcher Entschiedenheit der Geist die-
ses Styles sich regte, ehe er die ihm angemessensten Formen
gefunden hatte. Die leicht gegliederten Pfeiler und Prosile,
der Spitzbogen, die durchbrochene Steinarbeit der.Fenster, die
äußern Streben u. s. f., alle diese Formen, welche, als sie
herrschend geworden, den Ausdruck unvernieidlich hervorbrach-