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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 10
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Binde, Friedrich: Auf dem Berge der Verheissung: eine Kinder- und Sonntagsgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0180
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Wie er zu Ln6e sprickt, zeigt er mir zu-
nicken6 6as srie6kcke Llau 6er alten ^.ugen.
sage ick, nn6 sinke in eine blöäe Lnruke.
„Ick 6arf wokl sagen," köre ick ikn weiter
sprecken, un6 muss wie6er mit Herzklopfen kin-
seken nack 6en rukigen ^.ugen, „6as Llut unsres
Leilan6es Kat mick reingewascken von allen
8ün6en. Können 8ie 6as auck von sick sagen?"
Ln6 6akei kekt sick 6er weisse Lart ganz
von 6er Lrust, 6afs 6as Qesickt gross nn6 Kell
wir6, als beginne es zu leuckten. Das sckwarze
l'kor 6er ^ugen wir6 eng. Lin K1en6en6er Llick
krennt ans iknen Kart kinein in 6ie meinen.
Ln6 es krennt immer kärter.
lVleine Lasse sammeln sick wie zu einer Lr-
kökung. Mein Qesickt wir6 karg. Wie 6ars er
so zu mir re6en, 6ieser alte Lauer. Line Wan6
voll Lücker sckane ick, alle innigen 8eligkeiten,
6ie ick an ^enem ^sesus erlebte, alle Kittern Lin-
samkeiten, 6ie er mir sckns. Ick seke mick
meine Traurigkeit 6en Weg kier kerans tragen
nn6 6a unten 6urck 6ie Menge. Was wissen
6iese Kneckte, 6ie nie gerungen, von 6er Llerr-
lickkeit Qkristi? Da, 6er Lauer, 6er seines Vaters
Likei las un6 6ann gewor6en ist was sein Vater
war. Lragt mick, ob ick meinen Kesten Lreun6
kenne. Meinen traurigen, einsamen Lreun6.
Lessen Llut nock immer aus meinen Wun6en
tropft, weil 6ie Kneckte nock immer unter 6er
8ün6e Keulen.
^a, antworte ick kinak.
Lr kekt 6ie faltige, zittrige Lan6 un6 tritt
näker an mick keran. Oie alten Lacken keken
sick zu einem Lackeln.
„Dann, 6ann sin6 wir ^a Lrü6er," sagt er.
Oie Klauen ^.ugen steken 1euckten6 offen.
8ie überfluten mick mit K1en6en6er Wärme. Ick
steke wie ertrunken. Meine Qüte füklt sick
bereit. Ick läckele. Meine Lan6 zittert mit
6er seinen.
klein, nein, es ist 6ock käfslick, 6als ick erst
^etzt sein 8ru6er sein soll. Ick will 6em blen-
6en6en 8trome ausweicken, un6 seke Karl uns
beokackten un6 Lizzi kinter ikm am Wege
Llumen pflücken. Ln6 6en alten Küpper köre
ick über mir sagen:
„La wissen 8ie auck, 6afs Ikr klame im
Lümmel angesckrieken stekt. Ln6 auck, 6afs
wir kier Kerum zusammen versammelt wer6en
am l'age 6er Verkeilsung, wann 6er Lerr er-
sckeinen wir6."


cr. ivi^irx

Mir fallt 6er Ion auf, in 6em er 6as sagt.
Ls klang wie wenn ein Kin6 eine gekörte Qe-
sckickte wie6er erzäklt. Ick wage mick zu 6en
^.ugen kinauf un6 seke nun nickts als einen
alten Mann, in 6em 6ie Mensckkeit träumt,
6amit sie )ung un6 selig bleiben kann. In 6em
Kin6erglück, 6as nun im Klauen Kreise 6er alten
Hmgen spielt, kann ick ruken. klun ist es nur
6as Qefükl, aus 6em keraus 6es ^lten Worte
klingen, 6as mick zwingt, zu kören un6 mick
^etzt rükrt un6 selber selig mackt.
,,^a," sage ick. Mein Llut kielst mi16 un6
ick 6rücke 6ie zittrige Lan6, 6afs sie auskört,
in 6er meinen zu sckaukeln.
Lizzi küpft 1äckeln6 zu uns un6 reickt mir
go16ige 8ck1ü8se1k1umen. Ick lasse 6ie alte Lan6
gütig sinken un6 stecke 6ie go16igen Llumen in
6en weissen 8traufs.
„Kennen 8ie 6enn auck erste l'kessalonicker
vier?" köre ick 6en ^lten fragen, un6 keokackte
nun seinen Llick, als gekörte er einem 6i16e.
„klickt genau," antworte ick. In6em ick 6as
sage, wir6 mir 6ie Bewegung, mit 6er er 6as
weicke weisse Lartkaar vom Lalse Ker kock-
streickt, köstlick.
 
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