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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 12.1906

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Nr. 8
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Fortlage, Arnold: Die Plastiken der Kölner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26232#0074
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G. v. Bochmann jr. Seemann (Bronze).
„sauberen" Eindruck. Das gilt auch von
Körschgens' in der momentanen Bewegtheit
sehr sicher festgehaitenen Tierplastiken, dem
geschmeidigen „persischen Windhund" und der
„Dachshündin auf der Schweißfährte" (s. Abb.).
Sehr viel mehr Form steckt in P. Nebeis
Bronze „Eisbär", der seine plumpen, vorzüglich
zur Masse gebaiiten Giieder, mit vorgestrecktem
Kopf, langsam trottend rückwärts bewegt (s. Abb.).
Derselbe Künstier modellierte auch das „Bären-
baby", d. h. die kleine Bronzegruppe eines
grinsenden Kerls, der in der ausgestreckten
Hand den jungen, in seiner zappeiigen Ohn-
macht sehr drolligen Bären hält.
Von guten Werken der Kieinpiastik über-
haupt gibt es auf der Ausstellung eine ganze
Menge. Es seien genannt Heinz Müilers
„gegen den Wind" anschreitende Bäuerin, oder
die in der Typik Erinnerungen aus Meunier
zeigende Gruppe „Heimkehr"; oder A. Nieders
„Taufe Christi", ebenso wie das vorhergehende
Werk von der Düsseldorfer Aussteliung her


Aug. Gau!. Fischotter (Bronze).

bekannt. An Einzeiüguren ferner die etwas
akademische „Queiie" von H. Binz (Karisruhe),
und das „badende Mädchen" des jungen Düssel-
dorfers W. Lehmbruck, eine sehr kompliziert
aber giücklich bewegte Figur (das Bewegungs-
motiv ist seit Kiingers „Badender" beiiebt in
der deutschen Plastik); sehr gut beobachtet
ist der Fingereindruck in dem verschobenen
weichen Fleisch der Hüfte. Ganz anders in
der Formbehandlung, aber nicht minder giück-
lich in der einfacheren Haltung des ieise
vornübergebeugten Körpers ist der kleine weib-
liche Akt in H. Rothes Bronze „Vor dem
Bade" (s. Abb.); hier giaubt man an die
Mischung von Schamhaftigkeit und Fröstein,
in der das erbiühende junge Ding das Gewand
ablegt und ohne Inanspruchnahme keusch be-
deckender Hände sich ieise schauernd in
sich zusammenkrümmt. Nur eins ist auszu-
setzen : bei der grazilen Behandlung der Formen
wirken die Handgeienke, in der Seitenansicht,
merkwürdig plump. Und weniger glücklich ist
„Die Sünde" (Marmor), von etwas schematischer
Biidung des Aktes (der Brüste zumai) und des
„schmerziichen" Gesichtsausdruckes dieser zu-
sammengekauerten Eva, der auch die seit Stuck

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