Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

DOI Artikel:
Schäfer, Wilhelm: William Straube
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0053
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

William Straube.
langeni ist miHim rheinischen Kunstleben kein reizvolleres Erlebnis begegnet als die unerwartete Ent-
Wicklung, die der Coblenzer Maler William Straube genommen hat. Bekannt und vielen lieb durch
seine duftigen Pastelle der Rheinlandschaft wie durch feingestimmte Bildnisse, hat er sich, der rastlos
Studierende, als einer der ersten im Rheinland der Bewegung angeschlossen, von der wir nach und nach die ganze
europäische Maljugend ergriffen sehen, eine Bewegung, die auf den ersten Blick wie eine Nachahmung der Kunst
von Hodler, van Gogh und Echzanne aussieht, die aber nichts weniger als die Imitation persönlicher Maleigentümlich-
keiten sondern die Erfüllung einer grundsätzlichen Forderung ist.
Diese Forderung ließe sich aufs eindringlichste illustrieren, indem man einen alten Straube, eines seiner
früheren Bilder in den Saal der alten Kölner im Wallraf-Richartz-Museum brächte; man würde vergeblich einen
Platz dafür finden, überall würde es grau und unfarbig aussehen neben der blühenden Farbigkeit der alten Meister:
nicht weil es eine geringe Art von Malerei ist — allen Modernen, selbst Leibl, würde es genau so gehen — sondern
weil seine Mache auf ein anderes Prinzip, auf das der Helldunkelmalerei gestellt ist, während jene alten Bilder, vor
der Gültigkeit dieses Prinzips gemalt, noch auf die naivste Weise in ihrer ungebrochenen Farbigkeit leuchten.
Damit soll nicht gesagt werden, daß nach Dürer, Holbein und Tizian, etwa schon mit Velasquez, ein Verfall
der Malerei eingetreten wäre — vielleicht hat ihr nie ein herrlicherer Stern geleuchtet als der Helldunkelmaler
Rembrandt — nur, daß sie den: barocken Zug der Zeiten folgend zu einer malerischen Entwicklung gekommen sei,
der in der letzten Konsequenz ihre Farbigkeit beeinträchtigte. Denn der Begriff des „Malerischen", der uns heute
geläufig ist, läßt sich auf die Bilder der Alten überhaupt nicht anwenden, er bedeutet nichts weniger, als daß durch
das Spiel der Lichter und Schatten eine Bewegung in die Leinwände gekommen ist, die früher nicht darin war.
Die Bilder der Alten sind in einem senkrecht auffallenden Licht ohne Seitenschatten gedacht, ihre Komposition
d. h. die Aufteilung der Bildfläche ergibt sich durch den natürlichen Bau ihrer Figuren und Gruppen, während etwa
bei Rembrandt — wie jedermann weiß oder prüfen kann — ein schräg und grell auffallendes Licht mit all der barocken
Abstufung seiner Schatten wichtiger für die Komposition ist, als jede einzelne Figur. Dieses Prinzip der Helldunkel-
malerei, das bei Rembrandt auch noch alle Herrlichkeiten der Farbe leuchten läßt, aber schon etwa bei Ribera
bei einer Schwarzmalerei angelangt ist, hat dann im neunzehnten Jahrhundert eine Entwicklung genommen,
die mehr oder weniger auf eine grell kolorierte oder sanft getönte Schwarzweißkunst hinaus kam; d. h. die
//

4l

l
 
Annotationen