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Rocznik Historii Sztuki — 43.2018

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Němec, Richard: Planowanie i przebudowa „Nowego Niemieckiego Wschodu”. Generalne Gubernatorstwo: Warszawa (1939 – 1945)
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https://doi.org/10.11588/diglit.45167#0185

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184

RICHARD NÈMEC

Warsaw Mayor Oskar Dengel had a plan to commission urban planner Hubert Groß and to make the population dwindle to
a minimum, to reduce the city radically through urban planning, to design a “New German City” and to erect new buildings for the
party and government while preserving the old town. Such a plan was his private initiative, entirely confined to municipal administration
and was not coordinated with Berlin or Cracow.
The idea of a “New German City”, developed by the Reich planners for German cities such as Würzburg, Poznań and others
intended for redevelopment, and for the occupied and annexed cities such as Prague or Vienna, does not apply in this case. A programme
for Warsaw comparable with the “New Redevelopment Programme” never existed.
The second planning stage is characterised by the plans of the Chief Development Officers Friedrich Papst and Friedlich Gollert
in 1942/43 (Hans-Hubert Leufgen architecture finn). These plans were developed with the target to demolish buildings promoting the
identity such as the Castle.
The “Warsaw Case” is a peculiarity of German urban and space planning in the East European tenitories occupied by the Nazis;
both the plans were designed for different nonnative reasons and show no continuity. The procedure for Warsaw, conceived seemingly
only as bureaucracy, also provides evidence of the highly problematic, charged and hitherto undocumented atmosphere in urban and
space planning during National Socialism, and was constantly accompanied by shifts in competences.
The present study broadens the already existent discussion about the urban development planning for Warsaw at several levels,
among others allowing for the aspects of the spatial planning research, such as urban planning, and considering the backdrop of the
occupation practices of the National Socialists in the General Government.
transl. Richard Nemec

AUFBAU UND PLANUNG IM „NEUEN DEUTSCHEN OSTEN“
GENERALGOUVERNEMENT: WARSCHAU (1939-1945)
Hans Frank, seit dem 25. Oktober 1939 Generalgouvemeur der Ostgebiete, verlegte programmatisch und mit Einverständnis Hitlers
seinen Sitz nach Krakau. Dagegen sah Frank Warschau als aktuelles „Beuteland“ und künftiges „Trümmerfeld“ an. Der „Führer“ habe die
Albeit des Generalgouvemeurs dort gebilligt, die Stadt war zum Abbruch freigegeben. Warschau, das am 28. September 1939 kapituliert
hatte, wurde zur „Nebenstadt“ und einem der Verwaltungszentren der vier Disfrikte des neu geschaffenen Generalgouvernements. Dies
lässt den Schluss zu - so die im Artikel verfolgte These - dass für Warschau anfänglich keine offizielle programmatische städtebauliche
Planung vorgesehen war. Auch wenn in der bisherigen Forschung im Sinne von Helena Syrkusowa (1973) von einem geregelten Stadt-
planungsprogramm ausgegangen wurde; im Bereich des Städtebaus wurden außerdem Parallelen zu dem Mustergau Wartheland-Posen
gesucht. So bestätigen sich diese Positionen auf Grand des neu erschlossenen Quellenmaterials nicht.
Die von Oskar Dengel, dem Stadtpräsidenten in Warschau in Auftrag gegebenen Planung, Warschau durch den Stadtplaner Hubert
Groß auf eine minimale Einwohnerzahl schrumpfen zu lassen, sie städtebaulich radikal zu verkleinern und unter Beibehaltung der Alt-
stadt „Die neue deutsche Stadt“ mit Bauten für Partei und Staat zu entwerfen, geht auf seine private Initiative zurück, war lediglich auf
kommunale Verwaltungsebenen beschränkt und evident nicht mit Berlin oder Krakau abgestimmt.
Die Idee einer „Neuen Deutschen Stadt“, wie diese von den „Reichsplanem“ sowohl für die deutschen Neugestaltungsstädte
entwickelt wurde, etwa für die Städte Würzburg, Posen u.a., als auch für die okkupierten und annektierten Städte, wie beispielsweise
für Prag oder Wien, üifft hier nicht zu. Ein derartiges Programm, das mit dem „Neugestaltungsprogramm“ gleichzusetzen wäre, hat es
für Warschau nie gegeben.
Die zweite Planungsstufe wird durch die Planung vom Oberbaurat Friedrich Papst und Friedrich Gollert in den Jahren 1942/43
(Atelier Hans-Hubert Leufgen) charakterisiert. Diese setzte bereits gezielt auf die Vernichtung der identitätsstiftenden Bauten wie des
Schlosses.
Der „Fall Warschau“ ist als Besonderheit der deutschen Stadt- und Raumplanung in den nationalsozialistisch besetzten Gebieten
Osteuropas zu befrachten, die beide Planungen bildenden keine Kontinuität, sie sind auch unterschiedlichen normativen Gründen entstanden.
Der scheinbar nur bürokratisch aufgefasste „Vorgang“ um Warschau zeugt ferner von einem äußerst problematischen, bisher nicht
erfassten und reibungsgeladenen Klima in Bezug auf die Raum- wie Städteplanung in der Zeit des Nationalsozialismus, die stets von
Kompetenzverschiebungen begleitet wurden.
Die vorliegende Studie erweitert daher diskursiv die bereits vorhandene Diskussion um die städtebauliche Planung für Warschau
auf mehreren Ebenen u.a. unter der Berücksichtigung der Aspekte der Raumforschung wie des Städtebaus, ebenso im Kontext der
Okkupationspraktiken der Nationalsozialisten im Generalgouvernement.

Übersetzt von Richard Nemec
 
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